21.12.2001

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Physik-Unterricht im Rampenlicht

Europäische Bildungsinitiative "Physics on Stage" geht in die 2. Runde / Wettbewerb um die besten Ideen

Nach dem negativen Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der internationalen PISA-Studie schrillen in Deutschland die Alarmglocken: um Lesen und Schreiben, Mathematik und Naturwissenschaftenist es in deutschen Klassenzimmern nicht zum Besten bestellt. Wie lässt sich insbesondere der Physik-Unterricht effektiver und attraktiver gestalten? Dieser Frage geht eine Initiative europäischer Bildungs- und Forschungsorganisationen nach: Unter dem Motto "Focus on Teachers" ("Zielgruppe Lehrer") veranstaltet "Physics on Stage" im niederländischen Noordwijk vom 2. bis 6. April 2002 das zweite europäische Physikfestival. Pädagogen und Didaktiker aus 22 Ländern sind aufgerufen, Ideen für einen innovativen und spannenden Physik-Unterricht einzubringen. Die besten Konzepte werden in Noordwijk vorgestellt.

Bewerbung zur Teilnahme am Festival können beim deutschen Organisationskomitee eingereicht werden. Der Wettbewerb umfasst drei Kategorien: "Ausstellung von Ideen und Projekten" (Anmeldeschluss: 1. Februar 2002), "Präsentation von Lehrmethoden" (bis 10. Januar 2002) oder "On-stage Performance" (bis 10. Januar 2002). Ausgewählte Beiträge werden mit bis zu 10.000 € gefördert.

"Physics on Stage" wird getragen von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, dem Labor für Teilchenforschung CERN und der europäischen Südsternwarte ESO. Beteiligt sind außerdem die European Association for Astronomy Education (EAAE) sowie die European Physical Society (EPS). Für die Initiative engagieren sich hierzulande die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und der Verein zur Förderung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU), unterstützt von der Initiative "Think Ing." des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der Initiative PUSH des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.

Ab dem Jahr 2003 soll "Physics on Stage" zu einer permanenten Einrichtung werden: EIROFORUM, eine Koordinierungsgruppe mehrerer europäischer Wissenschaftsorganisationen, bekundete kürzlich Interesse an der Gründung einer "European Science on Stage Foundation", deren Aufgabe es beispielsweise sein wird, Ideen zum naturwissenschaftlichem Unterricht zu fördern, zu sammeln und in einer Datenbank Lehrkräften in ganz Europa zugänglich zu machen.

In Schule und Gesellschaft fristet die Physik ein Schattendasein, für Jugendliche sind die Naturwissenschaften ein Buch mit sieben Siegeln. Wie der aktuelle PISA-Vergleich belegt, ist dieses Phänomen in manchen Ländern stärker ausgeprägt als in anderen. Die Unterrichtsgestaltung und Methodenvielfalt im Unterricht scheinen eine Schlüsselrolle beim Erwerb naturwissenschaftlicher und mathematischer Kompetenz zu spielen. "Physics on Stage" setzt daher auf einen europaweiten Ideenaustausch. An guten Vorschlägen mangelt es nämlich nicht. Das hat der erste "Physics on Stage" Wettbewerb gezeigt, der vom fünften Rahmenprogramm der Europäischen Union finanziert wurde.

Höhepunkt und Abschluss dieser ersten Runde war ein einwöchiges Physikfestival am Genfer Forschungszentrum CERN. Dort trafen sich im November 2000 etwa 500 ausgewählte Teilnehmer aus ganz Europa, darunter mehr als 50 deutsche Delegierte mit über 40 Projekten. Das Spektrum reichte von einfachen "Frei-Hand-Experimenten" bis zur kompletten Physik-Show.

Insgesamt zehn Teams präsentierten Physik "on stage". Die einzelnen Bühnen-Aufführungen wurden mit bis zu 10.000 € gefördert. Deutschland war mit zwei Beiträgen als einziges Land durch mehrere Teams vertreten. Die Physikshow der Dortmunder "Physikanten" (www.physikanten.de), entstanden aus diesen Fördermitteln, begeistert mittlerweile das Publikum in ganz Deutschland. Die beiden Akteure - "Herr Schwupp" und der "Professor" - gestalten ihren Auftritt rund um interaktive Experimente und Comedy-Einlagen.

Neben dem Show-Programm fanden in Genf zahlreiche Workshops statt, die Empfehlungen etwa zur Verbesserung des Physik-Unterrichts und der Lehrerausbildung erarbeiteten. Einer der Workshops suchte nach Konzepten, um Physik in der Öffentlichkeit attraktiver darzustellen. In dieser Hinsicht reihte sich die Veranstaltung in die Initiative ein, die die DPG und das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2000 mit dem "Jahr der Physik" angestoßen haben.

Die Verbreitung dieser Empfehlungen liegt dem deutschen Organisationskomitee besonders am Herzen. Zum Auftakt der zweiten Runde von "Physics on Stage" lud das Organisationskomitee im Oktober 2001 Experten aus verschiedensten Bereichen der Physikvermittlung nach München ein. Das Thema des Symposiums lautete: "Physik in Schule und Gesellschaft". Kernpunkte der Diskussion waren insbesondere die Förderung naturwissenschaftlicher Neugier bereits im Kindergarten und in der Grundschule, die Intensivierung der Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie der Stellenwert von Physik und Naturwissenschaft in der modernen Gesellschaft. Die Ergebnisse des Münchner Forums werden in die Workshops des zweiten Physikfestivals in Noordwijk einfließen.

Kontakt/Bewerbung:

"Physics on Stage" Organisationskomitee c/o Prof. Dr. Michael Kobel Physikalisches Institut, Universität Bonn Nussallee 12 53115 Bonn

Tel.: 0228/73-3532
Fax: 0228/73-3220
E-Mail:



Web-Links:

"Physics on Stage" Deutschland: www.physik.uni-bonn.de
Festival Genf, November 2000: www.cern.ch

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de