Geschichte des Hauses

Das Magnus-Haus Berlin am Kupfergraben in Berlin Mitte ist ein unter Friedrich II. im Jahr 1760 im Stile Knobelsdorffs errichtetes Bürgerpalais. Es ist durch das Wirken bedeutender Gelehrter eng mit der Physik verbunden.

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Im 18. Jahrhundert wohnte und arbeitete dort Joseph Louis Lagrange, einer der Begründer der analytischen Mechanik. Im Jahr 1840 erwarb Professor Gustav Magnus das Haus. Er richtete dort sein privates physikalisches Laboratorium ein, das auch für die Universitätslehre zur Verfügung stand und als ältestes physikalisches Institut Deutschlands gilt. Aus dem Teilnehmerkreis des von Magnus eingerichteten Physikalischen Colloquiums ist 1845 die Physikalische Gesellschaft hervorgegangen.

Zu den bedeutenden Wissenschaftlern, deren Wirken mit Magnus verbunden ist, zählen R. Clausius, E. du Bois-Reymond, J.W. Gibbs, H. Helmholtz, G. Kirchhoff, A. Kundt, G. Quincke, W. Siemens, J. Tyndall, E. Warburg, G. Wiedemann und viele andere mehr.

Magnus starb 1870. Seine Frau lebte noch bis 1910 im Hause. Von 1911 bis 1921 wurde das Haus dann von dem Regisseur Max Reinhardt und seiner Familie bewohnt. Als seine, zu diesem Zeitpunkt bereits von ihm geschiedene Frau, die Schauspielerin Else Heims, in den Dreißiger Jahren des 20. Jh. emigrieren musste und damit das Magnus-Haus verließ, wurde es von der Friedrich-Wilhelms-Universität genutzt. In der Nachkriegszeit wurde das Haus zunächst als sowjetisches Untersuchungsgefängnis genutzt und diente anschließend der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

Im Jahre 1958 übergab Oberbürgermeister Ebert das Haus anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck an die Physikalische Gesellschaft der DDR zur dauernden Nutzung. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das zunehmend verfallende Gebäude von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft kernsaniert. Dies war u.a. durch Spenden der Siemens AG und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin möglich. Seitdem wird das Magnus-Haus Berlin als wissenschaftliches Begegnungszentrum genutzt. Die Räume des Westflügels im ersten Obergeschoss dienten Altbundespräsident Richard von Weizsäcker bis zu seinem Tode im Jahr 2015 als Büro.

Das Magnus-Haus Berlin ist im Jahr 2019 wegen seiner Bedeutung für die Physik und ihre Geschichte von der European Physical Society (EPS) in den Kreis der EPS Historic Sites aufgenommen worden. Welche weiteren Stätten bereits diese Auszeichnung erhalten haben, ist einer online verfügbaren Broschüre zu entnehmen.

⇒ Archiv der DPG im Magnus-Haus Berlin

Mehr über die Geschichte des Magnus-Hauses erfahren Sie im folgenden Vortrag von Dr. Stefan L. Wolff, Deutsches Museum München: „Das Magnus-Haus Berlin als historischer Ort der Physikentwicklung zwischen 1840 und 1870“