Geschichte des Hauses

Von den Anfängen bis heute

Die Geschichte der Elly Hölterhoff-Böcking-Stiftung geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1897 übertrug der Honnefer Großkaufmann Otto Hölterhoff sein umfangreiches Vermögen der Universität Bonn unter gleichzeitiger Verpflichtung zur Einrichtung der „Elly-Hölterhoff-Böcking-Stiftung“ als „Heim für Damen höherer Stände... (und) einer Haushaltsschule für Mädchen aus dem Volke...“. Das Stiftsgebäude wurde von 1904 bis 1906 von der Universität Bonn erbaut und konnte im Juni 1906 bezogen werden. Ab 1947 diente die Stiftung besonderen Aufgaben der Universität Bonn in Forschung und Lehre und als Altersheim für „ältere Personen aus gebildeten Kreisen“. Der in den sechziger Jahren aufgekommene Wunsch vieler Physikerinnen und Physiker nach einem „Sommerschulzentrum“ führte schließlich am 12. Juni 1976 zur Gründung des Physikzentrums Bad Honnef. Im Jahr 1986 wurde ein erster Nutzungsvertrag zwischen der DPG und der Universität Bonn geschlossen: Die DPG, die seit 1977 ihren Geschäftssitz in dem Gebäudekomplex hat, übernahm die Trägerschaft des Physikzentrums. Eigentümerin der Liegenschaft und für den Betrieb verantwortlich blieb die Universität Bonn. Seit 1991 bezuschusst das Land Nordrhein-Westfalen den Betrieb und deckt damit etwa ein Siebtel der anfallenden Kosten. Die restlichen Kosten werden aus den Tagungserlösen des Physikzentrums getragen.

Im Jahre 2003 wurde der „Wilhelm und Else Heraeus Hörsaal“ mit mehr als 100 Sitzplätzen und zeitgemäßer Kommunikationstechnik eingeweiht. Dieser Neubau, für dessen Errichtung 2,5 Mio. Euro investiert wurden, war ein erster und wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem neuen und zukunftsweisenden Profil für das Physikzentrum. Die Finanzierung erfolgte gemeinsam durch die DPG, die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen, die Volkswagen-Stiftung und die Universität Bonn (Elly-Hölterhoff-Böcking-Stiftung). Das über 100 Jahre alte Stiftsgebäude, in dem sich die Gästezimmer und Aufenthaltsräume befinden, erfüllte in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen nicht mehr die modernen Ansprüche an eine Beherbergungsstätte und musste dringend saniert werden. Als Grundlage für eine Sanierung einigten sich die Universität Bonn und die DPG im Jahr 2009 vertraglich, die Zusammenarbeit beim Physikzentrum für 30 weitere Jahre mit einer Verlängerungsoption fortzuführen: Die Universität stellt die Liegenschaft weiterhin mietfrei zur Verfügung, und die DPG verpflichtete sich zur Finanzierung und Durchführung der Sanierung des Stiftsgebäudes. Aus finanziellen Gründen musste die Sanierung in mehrere Abschnitte aufgeteilt werden. Die DPG konnte für die Sanierung erhebliche Eigenmittel in einem Umfang von 3,2 Mio. Euro einbringen, die aus Rücklagen der DPG, aktuellen Überschüssen und Spenden stammen. Das Land Nordrhein-Westfalen bewilligte eine Zuwendung in Höhe von 1,0 Mio. Euro. Darüber hinaus hat die Wilhelm und Else Heraeus- Stiftung die Sanierung mit 450.000 Euro bezuschusst, die für die Sanierung des Georg-Christoph-Lichtenberg-Kellers gewidmet sind. Mit dem Budget von 4,7 Mio. Euro gelang es, alle Bauabschnitte mit Ausnahme eines letzten Abschnitts, der sich auf Arbeiten im südlichen Nebengebäude bezieht und derzeit noch unter einem Finanzierungsvorbehalt steht, in den Jahren 2010 bis 2012 bei ständig laufendem Tagungsbetrieb kontinuierlich zu realisieren. Wesentliche Elemente der Sanierung sind die fast vollständige Erneuerung der Haustechnik, die Schaffung zeitgemäßer Brandschutzeinrichtungen, die Anpassung aller Gästezimmer an heutige Standards (insbesondere durch den Einbau von Nasszellen), umfangreiche Denkmalschutz-Maßnahmen (Sanierung der Stuckdecken sowie der historischen Fenster und Türen) sowie der Einbau spezieller Einrichtungen für Gäste mit Gehbehinderungen (Gästezimmer mit entsprechend ausgestattetem Badezimmer und Einbau eines Aufzugs). Am 9. November 2012 wurde das sanierte Physikzentrum am „Tag der DPG 2012“ feierlich eingeweiht.

 

Das neue Gästehaus

Um die Bettenkapazität wieder an das Tagungsangebot anzupassen, wurde ein modernes Gästehaus mit 40 Gästezimmern errichtet. Die Grundsteinlegung fand am 21. November 2014 statt. Eingeweiht wird es knapp ein Jahr später am 13. November 2015. Die Gestaltung des zweigeschossigen Gebäudes ist Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, den das Bremer Architektenbüro Klaus Luft-Brix und Johannes Schneider gewann. Unter dem Haus entstand zudem eine geräumige Tiefgarage mit 40 Stellplätzen. Da das Stiftsgebäude inkl. des umgebenden parkartigen Geländes unter Denkmalschutz steht, sind im Vorfeld umfangreiche Abstimmungen mit den genehmigenden Behörden (Baudezernat der Stadt Bad Honnef, Untere Denkmalbehörde, Landesamt für Denkmalpflege, Landesamt für Bodendenkmalpflege) erfolgt. Am 14. Februar 2014 wurde zudem die Nachbarschaft zu einer Informationsveranstaltung in das Physikzentrum eingeladen. Im März 2014 bewilligte die Stadt Bad Honnef den Bauantrag. Die Kosten für die Errichtung und Möblierung des Gästehauses, den Bau der Tiefgarage sowie die Neugestaltung der Außenanlagen rund um das Gästehaus betragen rund 5,7 Millionen Euro. Die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung stellte der DPG diese Finanzmittel in vollem Umfang zur Verfügung. Ohne diese großzügige Unterstützung durch die Stiftung wäre diese Investition für die DPG nicht möglich gewesen. Die Partner des Physikzentrums danken der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung auf das herzlichste. Der vorgegebene Kosten- und der Zeitrahmen konnten bei der Umsetzung der Baumaßnahme exakt eingehalten werden. Das Gästehaus ist in der Materialwahl, Farbgebung und Proportion an das Stiftsgebäude angepasst. Die ökologische Beanspruchung des Grundstücks wurde so gering wie möglich gehalten. Zudem besitzt es ein ausgeklügeltes Energiekonzept. Im Keller befinden sich eine Wärmepumpe sowie ein kleiner Pufferspeicher für die Geothermieanlage. Über sechs je 99 Meter tiefe Bohrungen wird im Sommer Wärme ins Erdreich geführt, die im Winter wieder nach oben ins Gebäude transportiert wird. Eine Betonkerntemperierung erzeugt zu jeder Jahreszeit eine angenehme, konstante Raumtemperatur. Eine verhältnismäßig kleine Erdgasheizung im Keller springt nur dann an, wenn ein Spitzenbedarf abzudecken ist. Das Gebäude benötigt daher nur einen Bruchteil an Energie im Vergleich zu älteren Bauten gleicher Größe. Zur Trink- oder Brauchwassererwärmung sind ferner flachliegende Solarröhrenkollektoren auf dem Dach montiert, die vom Boden aus nicht zu sehen sind. Sie sind gleichermaßen praktisch wie ästhetisch. Gespeichert wird die Wärme in drei säulenartige Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1500 Litern Warmwasser.