NFDI

NFDI - ein Begriff, den vermutlich viele von euch schonmal gehört haben. Doch was ist das eigentlich und wieso ist das so wichtig für mich? Das versuchen wir euch mit unserem ersten Newsletter aufzuzeigen. Zudem findet ihr hier Informationen, wie ihr bei dem Thema mitdiskutieren könnt.

Nationale Forschungsdateninfrastruktur

Jonah Elias Nitschke, Merten Dahlkemper, Anastasia Boushmelev, Samuel Ritzkowski
 
28.10.2020

Die Digitalisierung spielt in allen Aspekten im Leben eine bedeutende Rolle. Eine der ersten Domänen, von der sie Besitz ergriffen hatte, war die Wissenschaft. Mit Aufkommen des Computers bezog sich dieser Begriff anfangs lediglich auf die digitale Umsetzung analoger Prozesse. Mit und auch wegen der Verbreitung des Internets hat sich allerdings auch zeitgleich eine diffusere, qualitativ unterschiedliche Bedeutung herausgebildet.

Unter dem Begriff „Digitalisierung“ werden heutzutage sogenannte "Megatrends" zusammengefasst, die sich durch eine zunehmende Durchdringung aller Lebensbereiche mit digitaler Technik auszeichnen. Zu diesen Megatrends gehört - nicht nur in der Forschung - das exponentielle Wachstum der Menge an Daten. Spätestens seit der Verbreitung des Internets wird zudem auch das Thema Open Science, also der freie Zugang zu Forschungsdaten, -ergebnissen uvm. immer wichtiger.

Seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts werden diese beiden Themen (Digitalisierung und Open Science) in der Wissenschaft unter dem Stichwort "Forschungsdatenmanagement" vereint. Mit der Initiative „NFDI“ (kurz für „Nationale Forschungsdateninfrastruktur") versucht die deutsche Wissenschaftspolitik nun, dieses Thema systematisch und in allen Bereichen der Wissenschaft zu verbreiten. Dabei handelt es sich um eine digitale Infrastruktur, die das Management von Forschungsdaten erleichtern soll.

Die Einrichtung dieser Infrastruktur wurde 2016 durch den Rat für Informationsinfrastrukturen empfohlen (RfII) [1] und 2018 durch die Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) [2] offiziell beschlossen. Die NFDI gliedert sich dabei in fachwissenschaftlich zusammengefasste Konsortien. Diese Konsortien können Anträge auf Förderung stellen, wobei in der Aufbauphase etwa 30 Konsortien insgesamt in einer Höhe von 70 mio. Euro pro Jahr gefördert werden können. Finanziert wird dies zu 90% vom Bund und zu 10% von den Ländern. Der Auswahlprozess der geförderten Konsortien wir durch die DFG koordiniert. Die letztendliche Auswahl liegt allerdings bei der GWK, also einem politischen Gremium [2].

Rechtlich soll die NFDI als ein gemeinnütziger Verein organisiert werden, der im Wesentlichen von den an den Konsortien beteiligten Organisationen (hauptsächlich Universitäten und Forschungsinstitute) getragen wird [3]. Die Verwaltung wird von einem Direktorat übernommen, welches in Karlsruhe angesiedelt ist und von einer*m
Direktor*in geleitet wird.

In der ersten der drei Förderrunden haben sich insgesamt 22 Konsortien auf eine Förderung der DFG beworben [4]. Dazu zählten unter anderem vier physiknahe Konsortien - DAPHNE, PHAN-PaN, FAIRMAT und AstroNFDI. Von diesen Konsortien befindet sich jedoch keines unter den 9 in der ersten Runde ausgewählten Bewerbern [5].

In der zweiten Ausschreibungsrunde konnten bis zum 30. September dieses Jahres erneut Anträge eingereicht werden. Die Förderung der erfolgreiche Bewerber startet dann am 1. Oktober 2021 und bezieht sich ebenfalls auf einen Förderzeitraum von zunächst fünf Jahren [6].

Nach momentanem Stand werden alle physiknahen Konsortien erneut einen Antrag auf Förderung einreichen. Im Unterschied zur erste Runde haben sich die beiden Konsortien PHAN-PaN und AstroNFDI jedoch zu dem gemeinsamen Konsortium PUNCH4NFDI zusammengeschlossen [7]. Durch die eher fachübergreifende Zugehörigkeit von DAPHNE [8] würden sich in der zweiten Runde somit drei physiknahe Konsortien befinden, die sich in der thematischen Schwerpunktssetzung gegenseitig komplementieren [9].

Durch die drei oben genannten physiknahen Konsortien sind allerdings noch nicht alle Bereiche der Physik mit abgedeckt. Aus diesem Grund befindet sich derzeit ein weiteres "Physik-Konsortium" in Aufbau - NFDI4Phys. Dieses Konsortium geht vor allem auf die Initiative von DPG, PTB (Physikalisch-Technisch Bundesanstalt) und TIB (Technische Informationsbibliothek) zurück. Koordiniert wird das Konsortium maßgeblich von der PTB [7].

Eines der vielen wichtigen Konsortien-übergreifenden Querschnittsthemen ist dabei auch die Frage, wie der Umgang mit Daten bereits im Studium vermittelt wird. In zahlreichen Zusammenhängen (siehe unten) versuchen wir von Studierendenseite aus, dieses Thema in die Diskussionen einzubringen. Erfreulicherweise trifft dies immer mehr auf fruchtbaren Boden. So soll im Rahmen des NFDI4Phys-Konsortiums z.B. ein Konzept für die Thematisierung von Forschungsdatenmanagement im Anfängerpraktikum entwickelt werden [9].

Die vorgeschlagenen Strukturen der einzelnen Konsortien basieren dabei meist auf den Erfahrungen in den jeweiligen Fachbereichen. In vielen Gebieten (wie zum Beispiel der Astrophysik) ist das Management von großen Datenmengen schon seit mehreren Jahren ein wichtiges Thema, sodass schon einige Teilstrukturen sowie das zugehörige Wissen vorhanden sind. Um eine Infrastruktur zu schaffen, die später von allen Forschern in der Physik gleichermaßen genutzt werden kann, ist deshalb gerade der multilaterale Austausch zwischen den Konsortien von großer Bedeutung. Zur Unterstützung der fachübergreifenden Vernetzung der teilnehmenden Konsortien an der zweiten Auswahlrunde fand am 8. und 9. Juli eine von der DFG organisierte NFDI-Konferenz statt. Bei dieser hat sich ein Großteil der Konsortien in kurzen Vorträgen vorgestellt [10].

Die DPG versucht innerhalb der NFDI die Rolle des Vermittlers einzunehmen und ist deswegen an allen physiknahen Konsortien zumindest als Participant beteiligt [11]. Als deutsche Fachgesellschaft für Physik geht es hierbei vorwiegend um die Bereitstellung einer Plattform zur Anregung des multilateralen Austausches unter den einzelnen physiknahen Konsortien. Zudem kann über die KFP (Konferenz der Fachbereiche Physik) die Thematik der NFDI an die Universitäten herangetragen werden, um zum Beispiel die Einbindung des Datenmanagements in die Lehre zu diskutieren [7].

Zu dem Thema „NFDI“ wurde bei der Mitgliederversammlung der jDPG 2019 ein Arbeitsteam NFDI unter der Leitung von Benjamin Wolba gegründet. Ende des Jahres hätte dazu in Karlsruhe ein Workshop stattfinden sollen, der aufgrund der Corona-Pandemie leider abgesagt wurde. Stattdessen gab es bei der Fair-DI Konferenz im Juni einen Satellite-Workshop über die Einbindung des Themas NFDI in das Studium.

Zwischen dem A-Team und weiteren Interessierten Physikstudierenden, die in der ZaPF (kurz für "Zusammenkunft aller deutschsprachigen Physikfachschaften") organisiert sind, findet auch ein regelmäßiger Austausch statt. Wenn ihr an diesem teilhaben wollt, dann meldet euch bei dem aktuellen Bundesvorstand für Hochschule und Gesellschaft (2020: Jonah Nitschke, ).

Wenn ihr in dem ganzen Thema schon deutlich tiefer drin seid und euch das Thema Forschungsdatenmanagement sowieso schon beschäftigt, solltet ihr einen Blick auf die Website des NFDI werfen [12]. Dort werden Stellenausschreibungen in allen Konsortien zusammengefasst. Da in diesen Wochen die ersten Konsortien ihre Arbeit aufnehmen, wird sich die Seite in den kommenden Monaten noch deutlich füllen.

Quellen:

[1] Hompage des RfII
http://www.rfii.de/de/themen

[2] Informationen zur NFDI der GWK
https://www.gwk-bonn.de/themen/weitere-arbeitsgebiete/informationsinfrastrukturen-nfdi

[3] Webseite der NFDI
https://www.nfdi.de/verein

[4] Pressemitteilung erste Förderrunde
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_nr_23/index.html

[5] Allgemeine Informationen der DFG
https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/

[6] Pressemitteilung zur zweiten Förderrunde
https://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2020/info_wissenschaft_20_29/index.html

[7] Gespräch mit Herrn Kahlert, Vorsitz AGI der DPG, NFDI4Phys

[8] Erklärung DAPHNE
https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/nfdi/absichtserklaerungen/2019/2019_daphne.pdf

[9] Letter of Intent von NFDI4Phys
https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/nfdi/absichtserklaerungen_2020/2021_nfdi_4phys.pdf

[10] NFDI Webkonferenz Programm
https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/nfdi/nfdi_konferenz_2020/programm_webkonferenz_2020.pdf

[11] Gespräch mit Herrn Düchs, Referent des Vorstands, DPG

[12] Jobseite der NFDI
https://www.nfdi.de/jobs