Matthias Mader

"Physik hat die Aufgabe, Fragen an die Natur zu beantworten, von denen noch niemand weiß, dass sie gestellt werden können. Ich glaube, dass die Art und Weise, in der die Physik arbeiten sollte, frei, neugierig und offen für unerwartete Entdeckungen, dazu beitragen kann, eine ebensolche Gesellschaft zu prägen und zu erhalten."

Matthias Mader (33 Jahre, DPG-Mitglied seit 2006) ist ein einmalig-witziger Typ und passionierter Wissenschaftler. Diese Talente verbindend hat er von Beginn an die Entwicklung der Science-Slams-Szene vorangetrieben, ist selbst vielfach ausgezeichneter Slamer und Initiator bzw. Ausrichter vieler Slams – u.a. des 10hoch1-Slams im München, des Einstein-Slams der DPG oder des deutschen Slam-Finales 2021. In Corona-Zeiten bringt er mit dem Wohnzimmerslam Wissenschaft am Sonntagnachmittag einem großen Publikum direkt nach Hause. Das Angebot, ein Buch zu schreiben, hat er abgelehnt. Stattdessen verfolgt er engagiert eine wissenschaftliche Karriere, eruiert das Potential der Vermarktbarkeit seiner Forschungsergebnisse und bietet Seminare zu Wissenschaftskommunikation für Studierende an.

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Wenn ich nicht Physiker geworden wäre ...

Dann hätte ich vielleicht etwas Handwerkliches gemacht - oder ich wäre Eisenbahner geworden. Oder doch Physiker.


Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

Berge und Kunst, vor allem die zeitgenössische.


Welchen Bezug haben Sie zur DPG?

Ich bin 2006 zur DPG gekommen, war dann in der jDPG aktiv und habe dort eine Sommerexkursion und viele Berufsvorbereitungsseminare organisiert. Jetzt bin ich mit Science Slams in der DPG beschäftigt. Als Wissenschaftler sind die Tagungen für mich fester Bestandteil im Jahresprogramm. Dort schätze ich die Beiträge der Arbeitskreise sehr, die spannende Blicke weit über das eigene Forschungsfeld hinaus eröffnen.


Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?

Als offene Gesellschaft, die ihre Mitglieder fachübergreifend und unabhängig von der Frage Industrie oder Uni zusammenbringt, den Austausch befördert und damit Raum für gute, neue und vielleicht unkonventionelle Ideen schafft, mit denen sie einen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten leisten kann.


Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?

Letztlich die selbe Aufgabe, die die Physik schon immer leiten sollte: Fragen an die Natur zu beantworten, von denen noch niemand weiß, dass sie gestellt werden können. Ich glaube, dass die Art und Weise, in der die Physik arbeiten sollte, frei, neugierig und offen für unerwartete Entdeckungen, dazu beitragen kann, eine ebensolche Gesellschaft zu prägen und zu erhalten.


Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

Weil wir Physikerinnen und Physiker durch die Erkenntnisse unserer Forschung aber auch durch unsere Weise, Dinge zu analysieren, einen Beitrag zu Debatten leisten können. Und nur wer mitdiskutiert kann Dinge ändern.


Welche Fragestellungen der Physik begeistert Sie heute am meisten?

Dass physikalische Methoden es erlauben, Phänomene zu beobachten und mit höchster Präzision zu vermessen, die auf den ersten und auch zweiten Blick unzugänglich erscheinen.


Woran arbeiten Sie heute?

Nachdem sich meine Promotion mit der Detektion und Spektroskopie von einzelnen Nanoteilchen beschäftigt hat, arbeite ich jetzt an einem Experiment zur Ramanspektroskopie an winzigen Gasmengen, das es erlauben soll, z.B. Spurengase in der Atmosphäre mit einem sehr kleinen und universellen Sensor zu vermessen.


Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Neugierig sein, machen was einen interessiert, Fragen stellen, versuchen, Dinge zu ändern, von denen man nicht überzeugt ist. Und wenn man vom Ziel überzeugt ist: durchhalten.