Memorandum des Fachverbands Umweltphysik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) zur Situation der physikalischen Umweltforschung in Deutschland

2. 7. 1999
Memorandum des Fachverbands Umweltphysik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) zur Situation der physikalischen Umweltforschung in Deutschland

 



Der Fachverband Umweltphysik der DPG sieht sich veranlasst, auf die Bedeutung einer kontinuierlichen, systematischen Förderung der physikalischen Umweltforschung hinzuweisen.

Die physikalische Umweltforschung in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung genommen und nimmt heute auf vielen Teilbereichen ihrer Forschungsgebiete eine weltweit führende Stellung ein. Solche Gebiete sind u. a. die Erdfernerkundung, deren Daten für viele Zweige der Umweltforschung unersetzbar sind, die Ozonforschung, in deren Rahmen ein Nobelpreis nach Deutschland verliehen wurde (P. Crutzen, 1995), und die Klimaforschung. Die gesellschaftspolitische Relevanz dieser Forschungszweige bezüglich der Verantwortung einer großen Industrienation für den Planeten Erde ist unbestritten. Diese Forschung kann zudem Arbeitsplätze schaffen, wofür die Entwicklung und der Einsatz neuer Technologien zur Luftreinhaltung und die Expansion der satellitengestützen Fernerkundung Beispiele sind. Weil sie für junge Menschen attraktiv ist, kann die Umweltforschung außerdem der bedenklichen Tendenz abnehmenden Interesses an den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern entgegenwirken.

Die Umwelt stellt ein hochkomplexes System dar, so dass eine große Zahl wichtiger Fragen der physikalischen Umweltforschung bis heute ungelöst geblieben sind. Fundierte Erkenntnisse, die als Grundlage für nationale oder internationale umweltpolitische Entscheidungen dienen können, sind hier nur durch weitere, umfangreiche Forschung zu erzielen. Ein primäres Erfordernis dieser Forschung ist personelle Kontinuität und die Erhaltung einer tragfähigen Mindestgröße der beteiligten Arbeitsgruppen.

Der Fachverband Umweltphysik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft fordert deshalb die Bundesregierung auf, die physikalische Umweltforschung kontinuierlich und in angemessener Breite zu fördern (vgl. 1)). Ein begrüßenswerter Schritt in diese Richtung ist die Entscheidung zur weiteren Förderung der satellitengestützten Erdfernerkundung, trotz der finanziellen Belastung durch die – wissenschaftlich umstrittene – bemannte Raumfahrt (internationale Raumstation).2),3)

Im Namen des Fachverbands

Prof. Dr. Wolfgang Roether, FV-Leiter
Institut für Umweltphysik, Univ. Bremen

Prof. Dr. Ulrich Platt, stellv. FV-Leiter
Institut für Umweltphysik, Univ. Heidelberg

1) Statement der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft zur Zukunft der Klimaforschung in Deutschland, Mitteilungen Deutsche Meteorol. Ges., Heft 2/98, September 1998, S. 1

2) Erklärung der DPG zur bemannten Raumfahrt, Phys. Bl. 54 (1998), Heft 1, S. 64

3) Memorandum zur zukünftigen deutschen Beteiligung am Erdbeobachtungs-Rahmenprogramm der European Space Agency (ESA) und zur Fortsetzung der nationalen Erdbeobachtung v. 24. 3. 1999.