05.12.2000

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Berlin feiert die Entdeckung des Zufalls

Vielfältiges Veranstaltungsprogramm zur Jubiläumswoche "100 Jahre Quantentheorie" vom 11. bis zum 16. Dezember 2000

Vor fast genau 100 Jahren, am 14. Dezember 1900, hielt Max Planck auf einer Sitzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin einen Vortrag über die Herleitung des Strahlungsgesetzes. Er machte damit eine der wichtigsten Entdeckungen des vorigen Jahrhunderts publik: die Quantisierung. Sie hat im weiteren Verlauf zu der Erkenntnis geführt, dass bestimmte Vorgänge in der Natur nicht vorhersagbar sind. In den letzten 100 Jahren ist die Quantentheorie zur Grundlage der gesamten modernen Physik geworden. Wer heute einen Computer einschaltet, eine CD hört oder morgens von einem Funkwecker auf die Sekunde genau aus dem Bett geholt wird, greift damit immer letztlich auf Quanteneffekte zurück. Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Quantentheorie findet in der Woche vom 11. bis zum 16. Dezember ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm statt.

Gefördert von der Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und Else Heraeus-Stiftung und organisiert von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) werden auf einer internationalen wissenschaftlichen Fachtagung an der TU Berlin neueste Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Quantentheorie und deren Wissenschaftsgeschichte vorgestellt. Ebenfalls mit finanzieller Hilfe der Heraeus-Stiftung konnte eine Ausstellung zum Thema in der Staatsbibliothek am Kulturforum realisiert werden, die bis Mitte Februar zu sehen sein wird. Am Ende der wissenschaftlichen Tagung schließt sich der gemeinsam mit der European Physical Society (EPS) organisierte "World Congress of Physical Societies" an, der im Magnus-Haus der DPG am Kupfergraben veranstaltet wird.

Die Jubiläumswoche "100 Jahre Quantentheorie" bildet den Abschluss des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgerufenen Jahres der Physik. Unter dem Titel "Entdeckung des Zufalls" finden begleitend zur Fachkonferenz öffentliche Abendvorträge, ein Symposium zur Vermittlung von Quantenphysik und eine magische Talkshow mit Physikern und Künstlern statt.

Fachtagung "100 Jahre Quantentheorie" an der TU Berlin
von Montag, 11. Dezember bis Freitag, 15. Dezember, jeweils ab 9:00
Uhr Registrierung ab Sonntag, 10. Dezember, von 16:00 Uhr an
TU Berlin, Hauptgebäude, H 104/105, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Die einzelnen Vorträge richten sich an ein physikalisch gebildetes Publikum. Besonders Physiklehrer und Wissenschaftsjournalisten sind eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Symposium I "Modern Tests of the Foundations of Quantum Physics"
Die Quantenmechanik ist die am besten überprüfte und bestätigte wissenschaftliche Theorie überhaupt. Trotzdem gibt es auf diesem Gebiet auch heute noch spannende Entdeckungen zu machen. Schon früher vorhergesagte Effekte wie zum Beispiel die Teleportation von Quanten (das "Beamen") sind nun tatsächlich experimentell bestätigt worden. Auch die Frage, wo genau die Grenze zwischen Quanten- und Alltagswelt liegt, ist Gegenstand aktueller Forschungen.

Symposium II "Quantum Phenomena in Solid State Sciences"
Gerade die Fortschritte in der Festkörperphysik sind untrennbar mit der Weiterentwicklung der Quantentheorie verbunden. Das Phänomen der "Supraleitung" zum Beispiel, bei dem einige Stoffe unterhalb einer bestimmten (tiefen) Temperatur ihren Widerstand vollständig verlieren, kann nur durch Quanteneffekte erklärt werden. Im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung der Mikroelektronik sollen zunächst störend erscheinende Quantenphänomene gezielt zur Informationsverarbeitung genutzt werden.

Symposium III "Elementary Particles and the Formation of the Universe"
Dass wir und das gesamte restliche Universum überhaupt existieren, liegt an einer bestimmten Asymmetrie in den Gesetzen, die das Verhalten der kleinsten Bausteine der Materie bestimmen. Das Geschehen im Allerkleinsten bestimmt das Schicksal des Allergrößten, von Sternen und Galaxien. Auch hier sind es quantenmechanische Effekte, über die die Wissenschaftler nachdenken, wenn sie versuchen, herauszufinden, warum die Welt so ist, wie sie ist, und wie die Geburt des Kosmos abgelaufen sein könnte.

Symposium IV "The Foundations of Quantum Physics before 1935"
"Wem beim Nachdenken über die Quantentheorie nicht schwindlig wird, der hat sie nicht verstanden", schrieb Niels Bohr, einer der Mitbegründer der Quantenmechanik. Viele ähnliche Zitate von Einstein, Erwin Schrödinger und anderen machen deutlich, dass auch die Väter der Quantentheorie erhebliche Probleme mit ihrem "gesunden Menschenverstand" hatten, der die Merkwürdigkeiten der Quantenwelt nicht einfach so akzeptieren konnte. Die oft bis zur Erschöpfung geführten hitzigen Debatten unter den Physikern auf der Suche nach der Wahrheit gehören zu den spannendsten Kapiteln in der Wissenschaftsgeschichte.

Ausstellung "100 Jahre Quantentheorie" in der Staatsbibliothek am Kulturforum
Geöffnet vom 12.12.2000 bis zum 15.02.2001, Mo - Fr: 9 - 21 Uhr, Sa: 9 - 19 Uhr.
Die Ausstellung ist geschlossen vom 23. - 26.12.2000 und vom 30.12.2000 - 02.01.2001.
Staatsbibliothek zu Berlin, Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin
Eintritt: DM 6, ermäßigt DM 3. Schülergruppen: DM 20.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Philologenverband werden Führungen für (Schüler-) Gruppen angeboten. Auskünfte und Anmeldung unter (0 30) 3 14 - 2 31 87.

Die Ausstellung zeigt zunächst frühe Versuche zur Strahlungsmessung und stellt die ersten theoretischen Überlegungen dar. Ein Highlight ist dabei ein originalgetreu nachgebautes Strahlungsmesslabor aus dem Jahr 1895. Es verdeutlicht das Zusammenspiel von Messung und Theorie, das zu Max Plancks nobelpreisgekrönter Entdeckung der Naturkonstante "h", des sogenannten Wirkungsquantums, geführt hat. Die Erforschung der Bedeutung von h bildet mit den Beiträgen von Einstein-Lenard-Millikan, Einstein-Nernst-Lindemann, Bohr-Franck und Hertz-Sommerfeld sowie Compton den zweiten Teil der Ausstellung. Dass auch heute die Quantentheorie immer noch spannende Rätsel aufgibt, zeigen zahlreiche Exponate aus der aktuellen Forschung im dritten Teil.

World Congress of Physical Societies im Magnus-Haus der DPG am Kupfergraben
Freitag, 15. Dezember, bis Samstag, 16. Dezember, jeweils ab 9:00 Uhr.
Magnushaus der DPG, Am Kupfergraben 7, 10117 Berlin

Der World Congress of Physical Societies ist das dritte Treffen dieser Art, bei dem sich Vertreter physikalischer Gesellschaften aus aller Welt zu Themen von gemeinsamem Interesse austauschen. Erwartet werden über 80 Delegierte aus 50 (!) Ländern. Neben den USA, Japan, Russland und den Staaten der EU sind unter anderem Estland und Lettland, die Ukraine, Peru, Kuba, Costa Rica, Kenia, Burundi, Ghana und Simbabwe, Thailand, Vietnam und Bangladesh, Pakistan und Nepal vertreten. Folgende Topics stehen auf dem Programm:

The Public Understanding of Physics (Chairman: J. Treusch)
Raising the Profile of Physics in Schools (Chairman: J. Langer)
The Strengthening of Physical Societies (Chairman: P. Melville)
The World of Physics (Chairman: A. Wolfendale)

Weitere Informationen:

Örtliche Tagungsleitung:
Prof. Dr. Christian Thomsen
Institut für Festkörperphysik, Sekr. PN 5-4
Technische Universität Berlin
Hardenbergstraße 36
10623 Berlin

Tel.: 030 / 314 - 2 31 87
Fax: 030 / 314 - 2 77 05
E-Mail:

Pressestelle der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. (DPG)

Internetseiten der Tagung

Informationen für Autoren

Informationen über die für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmten Veranstaltungen unter dem Titel "Entdeckung des Zufalls" im Rahmen des Jahres der Physik finden sich auf der Homepage 2000:Jahr der Physik.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de