Globale Erwärmung beschleunigt sich - Ein Aufruf zu entschlossenem Handeln

Es ist nicht mehr zu leugnen: Der Klimawandel schreitet ungebremst voran und beschleunigt sich. In den Jahren 2023 und 2024 lagen die globalen Durchschnittstemperaturen erstmals 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Es ist sogar möglich, dass die in Paris beschlossene 1,5 Grad-Grenze der globalen Erwärmung bereits dauerhaft überschritten sein könnte.

3-Grad-Grenze könnte schon um 2050 überschritten werden

Inzwischen ist selbst die Verpflichtung, die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten, nur noch mit erheblich erhöhten Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft erreichbar und es besteht eine wachsende Gefahr, dass dieses Ziel verfehlt wird. Die globale Erwärmung ist in eine Phase der Beschleunigung eingetreten. Bereits um das Jahr 2050 könnte die Erwärmung sogar 3 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erreichen, wobei der Temperaturanstieg in Deutschland deutlich höher als im globalen Mittel ausfällt. Ergebnisse von Klimamodellen deuten darauf hin, dass bis Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung bis 5 Grad wahrscheinlich ist. Dies kann nur noch durch ein Umsteuern der Menschheit verhindert werden.

 

 

Fluthilfe
Fluthilfe

 

 

Die beschleunigte Erwärmung ist eine Gefahr für Leib und Leben

Schon die derzeit messbaren Temperaturveränderungen haben dramatische Auswirkungen. Weltweit, in Europa und Deutschland nehmen extreme Wetterereignisse zu und treten zunehmend in Regionen auf, in denen diese Ereignisse bisher völlig unbekannt waren. Einerseits kommt es immer häufiger zu langanhaltenden Dürreperioden, Hitzewellen und großflächigen Wald- und Buschbränden, andererseits zu Starkniederschlägen, häufig begleitet von schweren Überschwemmungen. Die dadurch entstehenden Schäden an privaten und gemeinschaftlichen Gütern sind immens und drohen mit Fortschreiten der globalen Erwärmung weiter zu steigen. Auch die Gefahren für Leib und Leben nehmen durch die klimatischen Veränderungen stark zu. Insbesondere kleine Kinder sowie ältere und medizinisch vorbelastete Menschen leiden unter extremer Hitze. In manchen Weltregionen ist es schon heute kaum mehr möglich, dauerhaft unter den extremen Wetterbedingungen zu (über-)leben. Es ist möglich, dass noch vor 2050 in tropischen Regionen erstmals Situationen auftreten, in denen die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und extrem hohen Temperaturen ein Überleben im Freien unmöglich machen. Auch in den Ozeanen werden regional Hitzewellen mit ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen, sinkendem Sauerstoffgehalt und erhöhter Kohlensäurekonzentration immer häufiger, mit fatalen Folgen für die Lebewesen im Meer. Es ist zu erwarten, dass sich der Meeresspiegelanstieg erheblich beschleunigen wird und in den nächsten Jahrzehnten weltweit Küstenregionen bedroht.

Zunehmend extremere Wetterbedingungen erschweren in weiten Regionen der Welt eine planbare Landwirtschaft, machen sie zum Teil unmöglich. Auch die Wasserversorgung wird durch das Abschmelzen von Gletschern vielerorts zur ständigen Herausforderung. Zudem sinkt die globale Artenvielfalt dramatisch. Für hunderte Millionen Menschen – derzeit noch vornehmlich im globalen Süden – bergen diese Entwicklungen ein sehr hohes Potential für Verarmung und Hungersnöte. So besteht ein hohes Risiko, dass in einigen Regionen der Welt die Grenzen der Bewohnbarkeit überschritten werden. Dadurch würde die Wahrscheinlichkeit erheblich steigen, dass Menschen sich dazu veranlasst sehen, diese Regionen zu verlassen.

Trockener Boden
Trockener Boden

Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien

 

Klimaschutz und Klimaanpassung haben die gleiche sehr hohe Dringlichkeit

Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen ist sofortiges Handeln erforderlich: Klimaschutzmaßnahmen dürfen daher nicht gebremst oder gar verhindert werden. Vielmehr müssen die Europäische Gemeinschaft und insbesondere auch Deutschland mit Nachdruck handeln. Um das Klimasystem auf einem Niveau zu stabilisieren, welches die Grundlage ziviler Gesellschaften bewahrt, muss der Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lachgas aus der Gewinnung und Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Landwirtschaft und der Zerstörung natürlicher Lebensräume weltweit schnell und massiv sinken. Aktuell steigen die Emissionen nach wie vor.

Zugleich muss CO2 mit geeigneten Methoden aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden, um die Folgen der globalen Erwärmung wieder auf ein beherrschbares Maß zu bringen. Technische Methoden zur ausreichenden Entfernung von CO2 sind derzeit noch nicht ausgereift, verbrauchen sehr viel Energie und sind teuer. Ohnehin gelingt die Verminderung nur, wenn die industrielle Produktion und die Energiegewinnung unverzüglich auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden. Dazu braucht es eine konsequente Weiterentwicklung der entsprechenden Technologien, der Stromverteilungssysteme und der Speichertechnik. Trotz einer deutlichen Reduktion von Treibhausgasemissionen in Deutschland seit 1990 reichen die aktuellen Maßnahmen nicht aus, um die Ziele des deutschen Klimaschutzgesetzes bis 2030 oder die angestrebte Treibhausgasneutralität bis spätestens 2045 zu erreichen. Eine dezentrale Energieerzeugung ist zudem ein Beitrag zur Risikosenkung im Verteidigungsfall.

Grüne Industrie
Grüne Industrie

Begrünte Häuser
Begrünte Häuser

 

Entschlossenes gemeinschaftliches Handeln kann den Kontrollverlust verhindern

In den letzten Jahrzehnten wurden Wege zu einer klimaneutralen Wirtschaft entwickelt und in zahlreichen globalen sowie nationalen Studien beschrieben. Die Möglichkeiten, den Klimawandel zu bremsen und damit zum Schutz der Menschen und ihrer Lebensgrundlagen beizutragen, sind somit bekannt und dieser Weg kann auch beschritten werden. Die oben aufgezeigten Zukunftsszenarien stellen kein unentrinnbares Schicksal dar, sondern sie können noch vermieden werden.

 

 


Wir rufen daher alle politischen Akteurinnen und Akteure in Deutschland auf…


 

 

…sich der realen Gefährdungslage durch die fortschreitende menschengemachte globale Erwärmung und der Dringlichkeit des Handelns bewusst zu werden.
…sich der realen Gefährdungslage durch die fortschreitende menschengemachte globale Erwärmung und der Dringlichkeit des Handelns bewusst zu werden.

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…sich der realen Gefährdungslage durch die fortschreitende menschengemachte globale Erwärmung und der Dringlichkeit des Handelns bewusst zu werden.

…auf der Basis des bisher Erreichten, Entscheidungen für eine weitere und drastische Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen zu treffen, insbesondere bei der Energieerzeugung, der Mobilität, der industriellen Produktion, dem Bauen und der Landwirtschaft.
…auf der Basis des bisher Erreichten, Entscheidungen für eine weitere und drastische Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen zu treffen, insbesondere bei der Energieerzeugung, der Mobilität, der industriellen Produktion, dem Bauen und der Landwirtschaft.

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…auf der Basis des bisher Erreichten, Entscheidungen für eine weitere und drastische Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen zu treffen, insbesondere bei der Energieerzeugung, der Mobilität, der industriellen Produktion, dem Bauen und der Landwirtschaft.

…in internationalen Verhandlungen konsequent für eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen unter Einhaltung der Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einzutreten.
…in internationalen Verhandlungen konsequent für eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen unter Einhaltung der Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einzutreten.

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…in internationalen Verhandlungen konsequent für eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen unter Einhaltung der Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einzutreten.

…die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Vermeidung von Treibhausgasemissionen deutlich attraktiver wird.
…die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Vermeidung von Treibhausgasemissionen deutlich attraktiver wird.

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…die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Vermeidung von Treibhausgasemissionen deutlich attraktiver wird.

…Anreize so zu gestalten, dass emissionsarme Produkte und Dienstleistungen günstiger sind als emissionsstärkere.
…Anreize so zu gestalten, dass emissionsarme Produkte und Dienstleistungen günstiger sind als emissionsstärkere.

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…Anreize so zu gestalten, dass emissionsarme Produkte und Dienstleistungen günstiger sind als emissionsstärkere.

…Voraussetzungen zu schaffen, um treibhausgasemissionsfreie Prozesse anzuwenden und die benötigten Verfahren und Anlagen für eine sparsame und effiziente Energienutzung weiterzuentwickeln.
…Voraussetzungen zu schaffen, um treibhausgasemissionsfreie Prozesse anzuwenden und die benötigten Verfahren und Anlagen für eine sparsame und effiziente Energienutzung weiterzuentwickeln.

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…Voraussetzungen zu schaffen, um treibhausgasemissionsfreie Prozesse anzuwenden und die benötigten Verfahren und Anlagen für eine sparsame und effiziente Energienutzung weiterzuentwickeln.

…im Naturschutz verstärkt Maßnahmen zu fördern, bei denen CO<sub>2</sub>-Speicherung durch Aufforstung, beim Schutz und der Wiederherstellung von Mooren sowie bei der langfristigen Nutzung von Holz als Baustoff stattfindet.
…im Naturschutz verstärkt Maßnahmen zu fördern, bei denen CO<sub>2</sub>-Speicherung durch Aufforstung, beim Schutz und der Wiederherstellung von Mooren sowie bei der langfristigen Nutzung von Holz als Baustoff stattfindet.

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…im Naturschutz verstärkt Maßnahmen zu fördern, bei denen CO2-Speicherung durch Aufforstung, beim Schutz und der Wiederherstellung von Mooren sowie bei der langfristigen Nutzung von Holz als Baustoff stattfindet.

…notwendige Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung so zu planen, dass sie nach Möglichkeit gleichzeitig auch dem Klimaschutz dienen.
…notwendige Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung so zu planen, dass sie nach Möglichkeit gleichzeitig auch dem Klimaschutz dienen.

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…notwendige Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung so zu planen, dass sie nach Möglichkeit gleichzeitig auch dem Klimaschutz dienen.

…den Rückzug aus tieferliegenden Küstenregionen an Nord- und Ostsee zu diskutieren.
…den Rückzug aus tieferliegenden Küstenregionen an Nord- und Ostsee zu diskutieren.

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…den Rückzug aus tieferliegenden Küstenregionen an Nord- und Ostsee zu diskutieren.

…die wissenschaftsbasierte Information der Gesellschaft sicherzustellen.
…die wissenschaftsbasierte Information der Gesellschaft sicherzustellen.

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…die wissenschaftsbasierte Information der Gesellschaft sicherzustellen.

 


An der Abfassung dieses Aufrufs waren beteiligt:

Frank Böttcher1,2, Michael Düren2, Stefan Emeis1, Stefanie Falk2, Guido Halbig1,2, Frank Kaspar1,2, Michaela Lemmer2, Franka Neumann2, Klaus Richter2, Gunther Seckmeyer1,2 und Karl-Friedrich Ziegahn2.

1 Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG)
2 Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG)

 

Folgende Vereinigungen und Fachausschüsse haben an der Erstellung mitgewirkt.

DMG: Fachausschuss Klimakommunikation, junge DMG

DPG: Fachverband Umweltphysik, Arbeitskreis Energie, Arbeitskreis junge DPG

Der Aufruf wird an alle Mitglieder des deutschen Bundestags, weitere Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten, Vertreter:innen der Wirtschaft sowie an die Mitglieder der DMG und der DPG geschickt.

 

Verabschiedet von der DMG am 20. Juni 2025
Beschlossen vom DPG-Vorstandsrat in seiner Sitzung vom 14. Juni 2025

 

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