Gutachterliche Stellungnahme:

Empfehlung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gegen die Verwendung des Karlsruher Physikkurses an Schulen

Der Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft hat das von ihm in Auftrag gegebene Gutachten zum Karlsruher Physikkurs (KPK) sowie die von ihm erbetene Entgegnung von Prof. Herrmann zu dem Gutachten entgegengenommen und im Detail studiert. Er hat die Entgegnung Prof. Herrmanns der Gutachtergruppe zur Stellungnahme übergeben. Die Entgegnung enthält nach deren Einschätzung keine neuen Argumente, die der Gutachtergruppe bei der Erstellung des Gutachtens unbekannt waren. Die Gutachtergruppe bleibt daher bei den Aussagen ihres Gutachtens.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft macht sich die Empfehlung zu eigen, die das Gutachten ausspricht.

Der Versuch des KPK in der in den Schulbüchern veröffentlichten Form, die Physik auf wenige übergreifende Konzepte und Analogien zu reduzieren, um sie damit für die Schüler „eingängiger“ zu machen, führt zu konzeptionell angelegten, experimentell nachweisbar falschen Aussagen.

Der Karlsruher Physikkurs führt Begriffe, Einheiten und Konzepte ein, die in der üblichen Physik nicht vorkommen oder bereits anders verwendet werden. Er erlaubt Schülern, die nach ihm unterrichtet wurden, keinen unmittelbaren Anschluss an die Physiklehre und diejenige benachbarter Natur-, Lebens- und Technikwissenschaften an Hochschulen im nationalen und internationalen Umfeld.

Physik ist eines der Fundamente eines Hochtechnologielandes und als solches ein notwendiger Bestandteil der Allgemeinbildung. Ein fachlich richtiges, begrifflich anschlussfähiges und international anerkanntes Verständnis der Physik als Teil der Schulausbildung ist unerlässlich zur Einordnung und Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen in den Bereichen Energie, Umwelt, Resourcen, Gesundheit etc.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft rät mit Nachdruck davon ab, den Karlsruher Physikkurs in der physikalischen Ausbildung an Schulen zu verwenden.


Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert insbesondere mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissensaustausch in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit, und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses, des Physikunterrichts und der Chancengleichheit sowie die Politikberatung. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de