Institutsdirektor Markus Roth erklärt die Funktion des 2-m-Univeral-Spiegelteleskops © DPG / Ritzkowski 2025

Zu Besuch im Herzstück der Astronomie Thüringens

An der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg, einer außeruniversitären Forschungseinrichtung des Freistaates Thüringen, wird Grundlagenforschung in der Astrophysik betrieben. Am 09. Mai 2025 hatte die Regionalgruppe Jena die Möglichkeit einen Einblick zu bekommen.

2-m-Universal-Teleskop TLS mit Person zum Größenvergleich

Die Erforschung ferner Galaxien, die Suche nach neuen Exoplaneten und die Untersuchung des magnetischen Zyklus der Sonne sind spannende Themengebiete der Astronomie. Doch wo wird diese Forschung dazu eigentlich betrieben? Es gibt nicht nur auf den Kanarischen Inseln und in den Anden spektakuläre Teleskope. In einem wunderschönen Waldgebiet knapp 15 Kilometer nordöstlich von Jena liegt die Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Sie ist das bedeutendste astronomische Forschungsinstitut Thüringens und wird als außeruniversitäre Forschungseinrichtung vom Freistaat Thüringen betrieben. Die Landessternwarte arbeitet eng mit den Universitäten in Jena und Leipzig zusammen und ist das perfekte Ziel für einen Besuch der jDPG Regionalgruppe Jena. Am 9. Mai machten wir uns, eine Gruppe von Astronomiebegeisterten, mit dem Bus und anschließend zu Fuß auf den Weg zur Landessternwarte, um dort eine Führung durch den Institutsdirektor Markus Roth zu erhalten. 

Institutsdirektor Markus Roth mit einer alten Aufnahme auf Fotoplatte

Während der Besichtigung erhielten wir einen spannenden Überblick über die Landessternwarte und ihre Beobachtungsinstrumente. Nach einer kurzen Einführung in die Entstehungsgeschichte machten wir uns auf den Weg zum Herzstück der Sternwarte. Angekommen in dem großen, abgedunkelten Raum ragte das 2-m-Universal-Spiegelteleskop direkt vor uns unter der mächtigen weißen Kuppel in die Höhe. Anschließend wurde die Kuppelluke geöffnet. Es war ein atemberaubender Moment, als das 10 Meter lange Teleskop und der gesamte Raum nach und nach vom Tageslicht geflutet wurden. 2-m-Universal-Teleskop TLS mit Person zum Größenvergleich Auf ein Foto dieses schönen Anblicks wollten viele Teilnehmende nicht verzichten. Es folgten ein paar spannende technische Fakten zum Teleskop: Um damit in jede beliebige Himmelsrichtung beobachten zu können, ist es auf einem Ölfilm gelagert. Mithilfe von kleinen 35-Watt-Motoren kann das 65-Tonnen-Teleskop so geschmeidig entlang zweier Achsen rotieren. Und woher kommt eigentlich die Bezeichnung 2-m-Universal-Spiegelteleskop? „2 Meter“ bezieht sich auf den Durchmesser des Hauptspiegels, womit das Teleskop bei seiner Inbetriebnahme in den 60er-Jahren zu den fünf größten der Welt gehörte. „Universal“ heißt es, weil es durch seine durchdachte Konstruktion gleich drei verschiedene Teleskoptypen in sich vereint. Das Schmidt-System dient zur Weitfeldbeobachtung von Galaxien bei Neumond, wenn nur das Licht der Sterne den Nachthimmel erhellt. Hierfür wird auf dem Teleskop die weltweit größte Schmidt-Linse installiert. Außerdem kann das Teleskop als Nasmyth-System zur Untersuchung von Sternen und ihren Oszillationen sowie als ein Coudé-System für hochauflösende spektroskopische Messungen verwendet werde. Beide sind für die Beobachtung von Einzelobjekten ausgelegt. So lieferte das Teleskop bereits Daten, die zur Entdeckung von Hunderten Exoplaneten beitrugen. Zusätzlich zum beeindruckenden Teleskop verfügt die Landessternwarte über ein Antennenfeld eines europäischen Radioteleskops. Damit ist wetterunabhängiges Beobachten möglich. Seit letztem Jahr gehört auch ein neues Sonnenlabor zum Inventar der Sternwarte, das derzeit noch weiter ausgebaut wird. Geplant ist unter anderem ein Spektrograph, der auch von Studierenden und Schüler:innen genutzt werden kann.

Teilnehmende mit einem Halter 2-m-Universal-Teleskop TLS

Ein besonderes Highlight unseres Besuchs ereignete sich, als wir ein Gruppenfoto vor dem Teleskop machten. Ähnlich wie bei der Beobachtung mit dem Teleskop, bei der genau die richtige Menge Licht benötigt wird – und auf gar keinen Fall störende Lichtverschmutzung von Gebäuden oder Laternen in der Nähe – so brauchten wir für das Foto eine passende Beleuchtung. Um diese zu erreichen, wurde der Kuppelspalt nicht etwa in Richtung einer fernen Galaxie ausgerichtet, sondern kurzerhand in Richtung Sonne gedreht. Wobei kurz an dieser Stelle eine ganze Weile dauerte, da sich die über 100 Tonnen schwere Kuppel nur gemächlich auf kleinen Wagen über Schienen bewegt. Das Warten hat sich aber gelohnt: Die Kuppel wurde mit warmem Licht geflutet, ideal für das Gruppenfoto. So erhielten wir ein perfekt ausgeleuchtetes Bild als Erinnerung an diesen schönen Besuch.

Gruppenbild Besichtigung TLS Gruppenbild vor dem Sonnenlabor der TLS

Bericht: Annalena Secknus & Samuel Ritzkowski