Jahresbericht 1983

Berichtszeitraum: 1. April 1983 bis 31. März 1984

Präsident

Im vergangenen Jahresbericht wurde das Jahr 1982 als Jahr der Konsolidierung der DPG bezeichnet. Als letzte Bausteine mußten der neuen Satzung die Ausführungsbestimmungen und eine nach den Erfahrungen aus der ersten Wahl zum Vorstandsrat modifizierte Wahlordnung hinzugefügt werden. Beide Teile wurden vom Vorstandsrat auf seiner Sitzung am 25./26. November 1983 in Bad Honnef angenommen.

In der langen Zeit ihres Bestehens hat die Deutsche Physikalische Gesellschaft Physiker, die sich besondere Verdienste um die DPG und die Physik in Deutschland erworben haben, mit der Ehrenmitgliedschaft der DPG ausgezeichnet. In der Fortsetzung dieser Tradition wurden 1983 Wilhelm Heinrich Heraeus und Victor Weißkopf zu Ehrenmitgliedern ernannt (siehe Phys. BI. 40 (1984), 79, Nr. 3).

Mittelpunkt des 4. Tages der DPG am 25. November 1983 war die Diskussionssitzung. Das Thema "Welche Bedeutung hat die physikalische Forschung für unsere Gesellschaft?" wurde aus der Sicht der Forschungspolitik, der Wirtschaft und der Wissenschaftstheorie behandelt. Die Referate wurden im Märzheft 1984 der Physikalischen Blätter publiziert. Der Tag der DPG, an dem alljährlich über 100 Kollegen teilnehmen, entwickelt sich gut im Sinne eines Forums der Standortbestimmung der Physik in Wissenschaft und Gesellschaft.

An weiteren Veranstaltungen sollen die 4. DPG-Schule für Physik mit zwei Kursen und die 8. Arbeitstagung "Forschungsmanagement in der Physik" erwähnt werden. Die Themen der DPG- Schule waren "Strukturelle Festkörperumwandlungen und ihre Anwendungen" sowie "Entwicklung und Aufbau der Sterne". Zu festen Einrichtungen sind inzwischen die vom Beratenden Ausschuß der Industriephysiker für Studenten und seit 1983 auch für Physiklehrer organisierten Laborbesichtigungsprogramme geworden. Alle genannten Veranstaltungen waren sehr gut besucht.

Die Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie wird inzwischen breit gefördert. Die DPG hat in einer Studie darauf hingewiesen, daß die dort entwickelten Techniken weit über die Halbleitertechnik hinausreichen und unabhängig von der Halbleitertechnik gefördert werden sollten. Näheres dazu ist im Bericht des Vorstandsbereiches Wissenschaftliche Programme, Preise ausgeführt.

Die Kernwaffenrüstung war 1983 ein aktuelles Thema. Die DPG nahm dazu auf der 47. Physikertagung 1983 in Regensburg Stellung (siehe Phys. BI. 39 (1983), 132, Nr. 5). In den Physikalischen Blättern wurde auch der weiteren Diskussion Raum gegeben. Wenn auch das Grundthema kaum Gegenstand einer Kontroverse ist, so sind es die Folgerungen desto mehr. Das ist bei der Diskussion derartiger Themen zu bedenken. Ein ebenso aktuelles Thema ist leider immer noch die Verletzung der Menschenrechte. In mehreren Briefen hat der Präsident versucht, Erleichterungen für betroffene Physiker zu erreichen. Die Aktivität der DPG spielt sich zu einem erheblichen Teil in den Fachausschüssen ab. Deshalb ist es berichtenswert, daß sich zur Zeit zwei neue Fachgruppen bilden: "Gravitation und Relativitätstheorie" ist die eine, "Gitterdynamik" die andere. Die erste Gruppe beabsichtigt, anläßlich der 49. Physikertagung 1985 in München Fachsitzungen zu veranstalten. Die Gitterdynamiker tagten bereits 1984 in Münster im Rahmen des Programmes des Fachausschusses Thermodynamik und Statistische Mechanik. Der Fachausschuß "Strahlenschutz und -wirkung" wird derzeit umgestaltet.

Von erheblicher Bedeutung für das zukünftige Physikstudium dürfte die bevorstehende Gründung einer Studienreformkommission für Physik sein, für die durch eine von der Ständigen Kommission für Studienreform eingesetzte Arbeitsgruppe ein Arbeitsauftrag als Entwurf vorgelegt wurde. Die DPG ist als Verband, der ein beratendes Mitglied in die Kommission entsenden kann, zur Mitarbeit angesprochen.

Das gemeinsame Gespräch zwischen VDI, MNU und DPG zum Thema "Technik als Unterrichtsfach" wurde 1983 vom VDI wegen unüberbrückbarer Gegensätze eingestellt. Die DPG konnte einem eigenständigen Fach "Technik", das nicht nur naturwissenschaftliche Bezüge der Technik, sondern auch soziologische und historische Inhalte vermitteln soll, nicht zustimmen, da die dafür erforderliche Stundenzahl im Schulunterricht wahrscheinlich zu einer Verminderung der Stundenzahl für den Physikunterricht geführt hätte. Die DPG will jetzt versuchen, zusammen mit anderen naturwissenschaftlichen Verbänden eine gemeinsame Stellungnahme zu erarbeiten (siehe auch Bericht des Vorstandsbereiches Bildung und Ausbildung).

Wie im Jahresbericht 1982 angeführt, blieb der Vorstandsbereich Informationswesen, Presse längere Zeit unbesetzt und wurde kommissarisch vom Vizepräsidenten verwaltet. Auf der Herbstsitzung am 25./26. November 1983 wurde Herr K. Lübelsmeyer für dieses Amt vorgeschlagen und vom Vorstandsrat einstimmig gewählt. Die turnusmäßig aus dem Vorstand ausscheidenden Vorstandsmitglieder für die Bereiche "Wissenschaftliche Programme, Preise", Herr R. Gremmelmaier, und "Bildung und Ausbildung", Herr M. Scheer, stellten sich dankenswerterweise für eine Wiederwahl als Kandidaten zur Verfügung. Beide Herren wurden vom Vorstandsrat am 13. März 1984 in Münster einstimmig gewählt.

Mit der 48. Physikertagung 1984 in Münster ging meine Amtszeit als Präsident der DPG zu Ende. Ich möchte allen Kollegen, mich während meiner Präsidialarbeit bereitwillig unterstützt haben, insbesondere aber auch meinem Referenten, Herrn Burmeister, sehr herzlich dafür danken. Ich wünsche der DPG ihrem neuen Präsidenten, Herrn J. Treusch, weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung.

Prof. Dr. K. J. Schmidt-Tiedemann
Präsident

 

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