Stellungnahme der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zur Ablehnung der Ratifikation des Atomteststoppvertrages durch den US-Senat

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft hat sich immer wieder nachdrücklich für die Schaffung eines wirksamen, umfassenden Atomteststoppvertrages (Comprehensive Test Ban Treaty, CTBT) eingesetzt. Der US-Senat hat am 13. Oktober 1999 die Ratifikation des CTBT abgelehnt.

Der Vorstandsrat der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erklärt hierzu folgendes:

Die von den CTBT-Kritikern vorgebrachte Begründung, ein umfassender Atomteststopp sei nicht effektiv verifizierbar, hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Das im Aufbau befindliche, internationale Überwachungssystem des CTBT gestattet den empfindlichen Nachweis und die Identifikation eines Tests sowie die örtliche Eingrenzung eines Testgebietes. Mit den vier verschiedenen Teilnetzen zur Überwachung der Kontinente mit Seismik, der Ozeane mit Hydroakustik, des Luftraums mit atmosphärischem Infraschall und mit dem Nachweis des radioaktiven Fallouts sind Nuklearexplosionen ab 1 Kilotonne TNT-Äquivalent weltweit detektierbar und innerhalb 1000 km2 lokalisierbar, wie der Vertrag es fordert. Für viele Bereiche der Erde liegt die Entdeckungsgrenze sogar weit darunter, wie die jüngsten Aufzeichnungen an der deutschen Station GERESS einer chemischen Kontrollexplosion von nur 0,005 Kilotonnen über 2600 km Entfernung gezeigt hat. Dies genügt, um Staaten zu identifizieren, die heimlich Nukleartests durchführen.

Das Eintreten der USA für den CTBT war mit entscheidend für den Erfolg der Vertragsverhandlungen in Genf. Um so mehr hängt die internationale Akzeptanz des Vertragswerks von seiner Ratifizierung durch die USA ab. Der Vertrag ist ein unverzichtbarer Schritt zu einer globalen Rüstungsbegrenzung und in seiner umfassenden, internationalen Überwachungstechnik und -organisation bisher ohne Beispiel. Der US-Senat sollte seine Haltung überdenken und die Ratifikation des CTBT nachholen. Schnellstmöglich müssen die Staaten, die noch nicht ratifiziert haben, insbesondere Russland, China, Iran, Israel, dem Atomteststoppvertrag beitreten. Staaten wie Indien und Pakistan, die noch nicht unterzeichnet haben, sollten sich an den Geist und die Bestimmungen des CTBT halten und ihn zügig unterzeichnen. Die Bundesregierung sollte sich weiterhin für eine Stärkung der nuklearen Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie die Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen einsetzen.

02/2000