Die Bestandsaufnahme der Stromversorgung von 2024 im Vergleich zu 2019 zeigt: Der deutsche Strommarkt ist im Wandel.
Deutscher Strommarkt im WandelAusgabe 74 | Juli 2025 | „Es ist ein Erfolg, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung stark gestiegen ist. Dieser muss aber noch stärker wachsen, um die Ziele für 2030 zu erreichen.“ - Klaus Richter (DPG-Präsident)https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/publikationen/physikkonkret/pk74_deutscher_strommarkthttps://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/publikationen/physikkonkret/pk74_deutscher_strommarkt/@@download/image/2025_07_25 PK_74-Stromsektor-Web_Version_Vorderseite.jpg
Deutscher Strommarkt im Wandel
Ausgabe 74 | Juli 2025 | „Es ist ein Erfolg, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung stark gestiegen ist. Dieser muss aber noch stärker wachsen, um die Ziele für 2030 zu erreichen.“ - Klaus Richter (DPG-Präsident)
Titelseite des Physikkonkret zum Deutschen Strommarkt im Wandel
Die Bestandsaufnahme der deutschen Stromversorgung von 2024 im Vergleich zu 2019 verdeutlicht die Veränderung des deutschen Strommarktes.
Kernenergie stellt 2024 erstmals keinen Anteil an der deutschen Stromerzeugung bereit.
Der Anteil aller in Deutschland erzeugten erneuerbaren Energieträger liegt im Jahr 2024 bei 59,0 % der Stromerzeugung.
Der Anteil des erzeugten Stroms aus Erdgas ist im Vergleich von 2024 zu 2019 etwas gestiegen, wohingegen die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken stärker gesunken ist.
Im Folgenden wird eine Bestandsaufnahme der deutschen Stromversorgung für 2024 vorgenommen und dem Jahr 2019 – vor der COVID-19-Pandemie und dem Russland-Ukraine-Krieg – gegenübergestellt. Die angegebenen Prozentangaben der Energieträgeranteile und Veränderungen beziehen sich auf die Nettostromerzeugung1 des jeweiligen Jahres. Trotz der instabilen geopolitischen Lage und deren Auswirkungen auf den Energiesektor, vor allem den Gassektor, entspannten sich die Preise 20242,3. Dies begünstigte einen Anstieg der Stromerzeugung aus Erdgas3. Diese stieg um 4,2 % auf 13,2 % gegenüber dem Jahr 20193,4,5. Mit 22,8 % stammte knapp ein Viertel des in Deutschland produzierten Stroms von Kohlekraftwerken, was im Vergleich zu 2019 einen Rückgang darstellt3,4. Die aktiven Kernkraftwerke leisteten 2019 einen Anteil von rund 13,6 %3,4. 2023 wurden die letzten der im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke abgeschaltet3. Insgesamt reduzierte sich der Anteil konventioneller Energieträger von 57,1 % (2019) auf 41,0 % (2024)3,4.
Im Gegensatz dazu stieg die Einspeisung aus erneuerbaren Energien um 13,6 % gegenüber 2019 auf 59,0 % der gesamten deutschen Stromerzeugung3,4. Aufgrund der hohen Zahl an Sonnenstunden sowie der Zunahme der installierten Leistung im Jahr 2024 trug Photovoltaik mit einem Anteil von 14,6 % bei3,4. Windkraft trug mit 31,9 % fast ein Drittel zur Strommenge bei3,4.
Die nach Deutschland importierte Strommenge ist 2024 auf 66,6 Mrd. kWh gestiegen3,6. Davon waren 49,7 % importierte konventionelle Energie und 50,3 % importierte erneuerbare Energie6. In das Ausland wurden von Deutschland aus mit 38,3 Mrd. kWh 35,3 % weniger exportiert3,7. Unter Berücksichtigung des importierten Stroms ergibt sich eine Steigerung von 42,5 % zu 57,8 % der insgesamt zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energie.
Das vorliegende Physikkonkret zeigt, dass der deutsche Stromsektor vor Herausforderungen steht, wie die Substitution der Kern- und Kohlekraft sowie dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Die installierte Leistung von Windkraft und Photovoltaik ist 2024 gegenüber 2019 um den Faktor 1,3 und 1,8 gestiegen8. Um die Ausbauziele für 2030 zu erreichen, muss die installierte Leistung beider Energien bis 2030 gegenüber 2024 etwa verdoppelt werden9,10.
Berechnungsgrundlage von prozentualen Änderungen p im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2019.
Inhalte sowie Werte für Direktangaben und als Berechnungsgrundlage aus: BNetzA, (2025): Strom. Energieträgerscharfe Importe. Importe je Energieträger [online] URL: https://www.smard.de/page/home/topic-article/211816/214548 [Stand 11.04.2025].
nhalte sowie Werte für Direktangaben und als Zerechnungsgrundlage aus: BNetzA, (2025): Strom. Energieträgerscharfe Exporte. Exporte je Energieträger [online] URL: https://www.smard.de/page/home/topic-article/211816/214480 [Stand 11.04.2025].
Berechnet mit der installierten Leistung aus dem Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2019 aus: BNetzA, (2025): Strom. Entwicklung der installierten Nettonennleistung. Entwicklung der installierten Nettonennleistung Deutschlands seit 2011. [online] URL: https://www.smard.de/page/home/topic-article/46/212382 [Stand 26.01.2025].
Berechnet mit der angestrebten installierten Leistung der Ausbauziele im Jahr 2030 gegenüber der installierten Leistung im Jahr 2024. Die installierte Leistung von Windkraft und Photovoltaik muss zur Erreichung der Ausbauziele im Jahr 2030 im Vergleich zu 2024 um den Faktor 2,0 und 2,4 steigen.
Pumpspeicher werden nach BNetzA bilanziell zu konventionellen Energieträgern gezählt.
Die DPG dankt den Autor:innen Larissa Breuning und Anđelka Kerekeš von der Technischen Universität München sowie Alexander von Müller vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik.