02.02.2010

Press Release

of the German Physical Society

Neue Studie: Physiker sind flexibel, zufrieden und begehrt

Untersuchung zur Demografie, Tätigkeiten und Arbeitsmarktchancen

Bad Honnef, 2. Februar 2010 – Physikerinnen und Physiker zeichnen sich durch eine hohe Berufs- und Branchenflexibilität aus. Zwar ist die Mehrheit in einem naturwissenschaftlich-technischen Bereich tätig, doch nur etwa ein Viertel übt im engeren Sinne physikalische Tätigkeiten aus und arbeitet demnach im erlernten Beruf. Trotzdem sind Physikabsolventen mit ihrer Studienwahl überdurchschnittlich zufrieden: 87 Prozent würden das Fach wieder studieren. Außerdem zeigt sich, dass hierzulande im Jahr durchschnittlich 300 neue Arbeitsplätze für Physikerinnen und Physiker entstehen. Weil zudem in den nächsten Jahren mehr und mehr Physikerinnen und Physiker altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden, nimmt der Bedarf an physikalischen Fachkräften stetig zu. Dies sind einige Ergebnisse einer jetzt erschienen Studie. Die Untersuchung wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft durchgeführt. (Bild: 5. Physikalisches Institut der Uni Stuttgart)

Die Studie „Physikerinnen und Physiker im Beruf – Arbeitsmarktentwicklung, Einsatzmöglichkeiten und Demografie“ stützt sich auf eine Auswertung des aktuellen „Mikrozensus“ aus dem Jahre 2007. Hierbei handelt es sich um eine von den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt durchgeführte Stichprobe der in Deutschland lebenden Bevölkerung. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden auch die Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit und Daten des Hochschulinformationssystems (HIS) ausgewertet sowie eine repräsentative Befragung unter Unternehmen durchgeführt, die Physikerinnen und Physiker beschäftigen. Die Studie bezieht sich auf Akademiker mit Hochschul- und Fachhochschulabschluss (etwa Physikingenieure). Lehramtsabsolventen werden nicht erfasst – gleichwohl aber Physikerinnen und Physiker, die ohne Lehramtsstudium als Lehrende tätig sind. In der Regel handelt es sich um sogenannte Seiten- und Quereinsteiger.

Übersicht der Ergebnisse:

Soziodemografische Eckdaten

Im Jahre 2007 wohnten hierzulande knapp 123.000 Physikerinnen und Physiker. Somit hatte jeder 670. Einwohner Deutschlands ein physikalisches Studium. Davon hatten 12 Prozent einen ausländischen Pass, 14 Prozent waren Physikerinnen.

Berufs- und Branchenflexibilität

Physiker weisen eine sehr hohe Berufs- und Branchenflexibilität auf. Dabei zeigt sich, dass zwar die Mehrheit in einem naturwissenschaftlich-technischen Bereich tätig ist, doch nur etwa jeder vierte Physiker arbeitet in seinem erlernten Beruf. Fast ebenso viele üben Tätigkeiten aus, die eher einem Informatiker, Mathematiker oder Ingenieur zuzurechnen sind. Etwa zehn Prozent arbeiten in anderen naturwissenschaftlichen Berufen, ebenfalls rund zehn Prozent als Unternehmensberater oder Manager, knapp acht Prozent als Lehrer. Eine größere Berufsgruppe stellen auch jene, die an einer Hochschulen beschäftigt sind: Etwa sieben Prozent aller Physiker arbeiten in diesem Bereich.

Arbeitsmarkt

Die Studie stellt fest, dass hiesige Unternehmen weniger als zehn Prozent ihrer offenen Stellen, die spezifisch physikalisches Know-how erfordern, der Bundesagentur für Arbeit melden. Die Offerten des Arbeitsmarktes hinsichtlich einer Einstellung als Physikerin oder Physiker („Zielberuf Physiker“) sind somit deutlich umfangreicher als das Stellenangebot der Bundesagentur. Für August 2009 wird die Zahl der freien Stellen auf bundesweit rund 1.800 geschätzt. Fachleute mit physikalischem Studium nutzen aber noch andere Jobangebote. Denn wie die Studie belegt, sind viele Physiker nicht in ihrem erlernten Beruf tätig. Für Physiker maßgeblich ist daher ein erweiterter Stellenmarkt, der auch Jobs in physikfremden Bereichen einschließt. Nach Hochrechnung umfasste dieses Angebot (für den „Ausbildungsberuf Physiker“) im August 2009 etwa 4.900 Stellen.

Fachkräftebedarf

Die Studie sagt eine wachsende Nachfrage an physikalischen Fachkräften voraus. Demnach steigt der jährliche Mindestbedarf an neu einzustellenden Physikern von derzeit 2.500 auf 3.600 im Jahre 2028. Darin enthalten sind 300 Arbeitsplätze für Physiker, die infolge der langfristigen Wirtschaftsentwicklung jährlich neu entstehen. Die übrigen und damit die Mehrheit dieser freien Stellen generiert sich daraus, dass in den nächsten Jahren mehr und mehr Physiker altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Diese Prognose berücksichtigt langfristige Trends, die momentane Zahl freier Stellen spiegelt sie daher nur eingeschränkt wider.

Innovationsfaktor Physik

Unternehmen, die Physiker oder Mathematiker beschäftigen, sind besonders innovativ. Nahezu 80 Prozent dieser Unternehmen hatten in den vergangenen zwei Jahren neue oder merklich verbesserte Produkte oder Dienstleistungen hervorgebracht, wie eine Umfrage im Rahmen der Studie ergab. Weniger innovativ waren Unternehmen, die in ihren Reihen weder Physiker noch Mathematiker aufzuweisen haben: Nur etwa die Hälfte dieser Firmen hatte innerhalb der vergangenen zwei Jahre Innovationen entwickelt. Dies legt den Schluss nahe, dass Physiker die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens maßgeblich befördern.

Berufszufriedenheit

Physiker des Absolventenjahrgangs 1997 erzielten im Mittel ein deutlich höheres Einkommen als der Durchschnitt aller Universitätsabsolventen. 87 Prozent der Physikabsolventen (des Jahrgangs 2005) geben an, sie würden Physik wieder studieren. Damit weisen Physiker von allen Hochschul- und Fachhochschulabsolventen die höchste Zufriedenheit mit ihrer Studienwahl auf. Im Durchschnitt aller Fachrichtungen würden nur 66 Prozent aller Absolventen das eigene Fach erneut studieren.

Weitere Informationen:

„Physiker auf dem Arbeitsmarkt gefragt“, Pressemitteilung, 2. Februar 2010 ...

Koppel, Oliver, 2010, „Physikerinnen und Physiker im Beruf - Arbeitsmarktentwicklung, Einsatzmöglichkeiten und Demografie“
Studie im Auftrag der DPG, Bad Honnef, Januar 2010 ...


„Physiker/innen im Beruf“
Faktenblatt aus der DPG-Reihe „Physik konkret“, Februar 2010 ...

The German Physical Society (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V.; DPG), which was founded way back in 1845, is the oldest national and, with about 62,000 members, also the largest physical society in the world. As a non-profit-making organisation it pursues no economic interests. The DPG promotes the transfer of knowledge within the scientific community through conferences, events and publications, and aims to open a window to physics for the curious. Its special focuses are on encouraging junior scientists and promoting equal opportunities. The DPG’s head office is at Bad Honnef am Rhein. Its representative office in the capital is the Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de