03.11.2002

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Physik ist Frauenthema

Rund 200 Frauen aus dem In- und Ausland treffen sich vom 7. - 10. November 2002 zur "6. Deutschen Physikerinnentagung", die in diesem Jahr an der Universität Tübingen stattfindet. Der Kongress beginnt mit dem Festvortrag "Frauen in den Naturwissenschaften" der Tübinger Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard.

Was haben die Milchstraße, Sonnencremes und Handys gemeinsam? Ihnen gilt das besondere Interesse von Physikerinnen: Astrophysikerinnen erforschen Galaxien, Polymerphysikerinnen die Eigenschaften von Emulsionen, Halbleiterphysikerinnen entwickeln Computer-Chips für die Hightech-Industrie. In Tübingen geht es jedoch nicht nur um Neuestes aus Wissenschaft und Technik. Berufsfragen sowie das Thema Chancengleichheit von Physikerinnen und Physikern stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Organisiert wird der Kongress von Physikerinnen der Universität Tübingen. Das Treffen steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und wird unterstützt vom Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

In ihrem Fach sind sie "Exoten": nur etwa zwanzig Prozent der Physikstudierenden sind weiblich, dem Kollegium der Professorinnen und Professoren mit seinen bundesweit rund 1.500 Physik-Dozenten gehören nur etwa sechzig Frauen an. Selbst herausragende Naturwissenschaftlerinnen werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Hier möchte die Tagung Zeichen setzen, um die Existenz der Physikerinnen ins allgemeine Bewusstsein zu rücken.

Außerdem ist die Physikerinnentagung wissenschaftlicher Kongress und Kontaktbörse. Sie hat das Ziel, den Gedankenaustausch zwischen den Frauen in der Physik zu fördern - über Generationsgrenzen, Fach- und Berufsgebiete hinweg. Neben Studentinnen, Wissenschaftlerinnen, Physikerinnen aus der Wirtschaft und Lehrerinnen sind auch Schülerinnen herzlich willkommen: Ihnen wird ein spezielles Programm geboten. Dazu gehören Laborführungen und die Besichtigung eines Teilchenbeschleunigers.

Unter den Teilnehmerinnen sind in diesem Jahr erstmals Gäste aus den USA. So befasst sich der öffentliche Vortrag von Margaret Geller (Harvard University) mit den Galaxien, jenen gewaltigen Sternenansammlungen, zu denen auch unsere Milchstraße gehört. Die kostenfreie Reise durch das Universum startet Freitag, den 8. November, um 14:00 Uhr im Hörsaalzentrum der Naturwissenschaftlichen Institute (Hörsaal N7, Auf der Morgenstelle). Weitere Beiträge decken vom Quantencomputer über die Strahlentherapie bis zur Supraleitung unterschiedlichste Forschungsgebiete ab. Wie einzelne Atome auf einer Metalloberfläche umherwandern - ein Vorgang der zum Beispiel bei der Katalyse von Bedeutung ist - schildert Karina Morgenstern (FU Berlin). Die junge Nanowissenschaftlerin wurde in diesem Jahr mit dem Hertha-Sponer-Preis der DPG ausgezeichnet.

Im Laufe der Jahrhunderte prägten zahlreiche Frauen die Physik und unser Weltbild. Traurige Tatsache: ihre Namen sind fast unbekannt. In ihrem Vortrag stellt Cornelia Denz (Universität Münster) bedeutende - und doch oft vergessene Wissenschaftlerinnen - der Geschichte vor. Über weibliche Pioniere der Astrophysik berichtet Virginia Trimble (University of Maryland). Weitere Programmpunkte widmen sich gesellschaftspolitischen Fragen rund um das Thema "Frauen in der Physik". Dabei geht es zum Beispiel um Förderinitiativen für Mädchen und junge Wissenschaftlerinnen, diskutiert werden außerdem die Ergebnisse der 1. Internationalen Konferenz über Frauen in der Physik, die zum Jahresbeginn in Paris stattfand.

Ein weiterer Schwerpunkt: "Beruf und Karriere". Eine Reihe von Workshops, die teils von der Industrie gesponsert werden, befasst sich unter anderem mit Präsentationstechniken und Karrierestrategien. Einblick in den Arbeitsalltag gibt die Diskussionsrunde "Berufswelten", an der Physikerinnen aus Forschung und Industrie teilnehmen.

Anlässlich der Tagung laden wir Sie herzlich ein zu einem Pressegespräch. Der Termin:

Donnerstag, 7. November 2002
10:30 Uhr
Universität Tübingen
Gebäude D, 3. Stock (Eingangsebene), Raum O37
Auf der Morgenstelle 10
72076 Tübingen

Weitere Infos:
Tagungsprogramm: physikerinnentagung
Arbeitskreis Chancengleichheit der DPG:
www.physikerin.de

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de