14.11.2001

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Bildungskatastrophe im naturwissenschaftlichen Unterricht?

Diskussionsthema zum"22. Tag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft"

Eine Nation im Quiz-Fieber: Millionen sitzen vor dem Fernseher wenn Jauch, Pilawa und Kollegen zur nahezu täglichen Rätselrunde aufrufen. Wissen kann so spannend sein. Doch bei Jugendlichen stehen die Naturwissenschaften - besonders die Physik - nicht gerade hoch im Kurs: Beinahe zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler wählen dieses Fach zum frühestmöglichen Zeitpunkt ab. Im Jahr 2000 entlarvte eine Studie der "Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg" die Physik als das unbeliebteste Schulfach überhaupt. Was muss Schule heute leisten? Wie motiviert man Schülerinnen und Schüler? Wie lässt sich die Lehrerausbildung verbessern? Über diese und ähnliche Fragen diskutiert die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) am 16. November 2001 im Rahmen des "22. Tages der DPG" in Bad Honnef bei Bonn. Unter den Teilnehmern der Veranstaltung: Bildungspolitiker, Pädagogen und der TV-Journalist Peter Lustig ("Löwenzahn").

Traurige Wirklichkeit: Naturwissenschaftliche Erkenntnisse werden nicht gleichermaßen als Kulturgut wie etwa Musik oder Literatur angesehen, unabhängig von der Frage nach Kosten und Nutzen. "Es ist heute ja durchaus schick, damit zu kokettieren, dass man Kopernikus nicht kenne oder Richard Feynman, während niemand damit prahlen würde, von Shakespeare nie gehört zu haben", bemerkte der Konstanzer Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer kürzlich gegenüber dem SPIEGEL. Der Grundstein für diese Einstellung wird allzu häufig in der Schule gelegt.

Nach langjährigem Abwärtstrend nehmen die Studierendenzahlen im Fach Physik zwar allmählich wieder zu - für die DPG jedoch kein Grund, sich zurückzulehnen: Ohne zusätzliche Maßnahmen, ist damit zu rechnen, dass der aktuelle Mangel an Nachwuchskräften auch in Zukunft bestehen bleibt - trotz der gegenwärtigen Atempause von Halbleiter- und Informationsindustrie. Nachhaltige Besserung kann nur eine Reform unseres Bildungssystems leisten, die die naturwissenschaftlichen Fundamente unserer Gesellschaft wieder stärker in den Vordergrund stellt. Der Schule kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.

An der Diskussionsrunde zum "Tag der DPG" beteiligen sich:

  • OstD Heinz Durner (Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands)
  • Prof. Dr. Manfred Euler (Direktor am Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel)
  • Hartmut Krebs (Staatssekretär im Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW)
  • Peter Lustig (ZDF/"Löwenzahn")
  • Dr. Gerhard Sauer (DPG-Vorstandsmitglied für den Bereich Schule)
  • Dr.-Ing. E.h. Uwe Thomas (Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung)

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de