13.11.2001

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Physikerinnen tagen an der Elbe

Studie zur Situation der Frauen in der Physik wird in Dresden vorgestellt

Schülerinnen für die Physik zu begeistern, ist ein Hauptanliegen der 5. Deutschen Physikerinnentagung, die vom 15. bis 18. November 2001 an der Technischen Universität Dresden stattfindet. Ob in der Vorlesung, im Labor oder Lehrstuhl - Physikerinnen sind im Kreis ihrer männlichen Kollegen die Ausnahme. Während sich jede Studienanfängerin den Hörsaal üblicherweise mit drei oder vier Kommilitonen teilt, gehören dem Kollegium der Professorinnen und Professoren mit seinen bundesweit rund 1.500 Physik-Dozenten nur etwa sechzig Frauen an. In der Physik sinkt der Frauenanteil mit steigender Karrierestufe. Eine gerade abgeschlossene Untersuchung bringt es auf den Punkt: Zumindest in der öffentlichen Forschung scheint es um die Chancengleichheit von Physikerinnen und Physikern nicht zum Besten bestellt. Frauen bekleiden seltener Leitungspositionen als ihre Kollegen und ihre Einkommen sind geringer. In Dresden werden die vollständigen Ergebnisse der Studie erstmals präsentiert. Zum Kongress an der Elbe reisen über 200 Physikerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland an. Den Eröffnungsvortrag "Physics, Faith and Feminism" hält die in den USA tätige Publizistin Margaret Wertheim. Die Physikerinnentagung steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und wird unterstützt vom Arbeitskreis Chancengleichheit (AKC) der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

Die Tagung verfolgt das Ziel, den Gedankenaustausch zwischen den Frauen in der Physik zu fördern - über Generationsgrenzen, Fach- und Berufsgebiete hinweg. Deshalb sind in Dresden neben Studentinnen, Wissenschaftlerinnen, Physikerinnen aus der Wirtschaft und Lehrerinnen auch Mädchen willkommen: Denn die Tagung möchte insbesondere Schülerinnen für die Naturwissenschaften begeistern und zu einem Physik-Studium motivieren. So richten sich mehrere Beiträge besonders an sie. Darunter ein Vortrag im Rahmen der öffentlichen Reihe "Physik am Samstag", der sich mit neuesten Entwicklungen in der Mikroelektronik beschäftigt.

Weitere Akzente hat das Organisationskomitee durch zahlreiche Fachvorträge gesetzt. Auf dem Programm stehen Berichte über Quantencomputer, Nanotechnologie, die Entwicklung von Solarzellen und beispielsweise auch zur Astrophysik. Dabei wird - anders als bei üblichen Fachtagungen - Wert darauf gelegt, dass die Vorträge auch für Zuhörende ohne Detailwissen verständlich sind. Dies ermöglicht allen Teilnehmerinnen einen umfassenden Einblick in aktuelle Forschungsthemen jenseits ihres eigenen Fachgebiets.

Den dritten Programmschwerpunkt bilden gesellschaftspolitische Fragen rund um den Komplex "Frauen in der Physik". Vorträge und Workshops geben Einblick in verschiedene Berufsfelder, greifen das Thema "Kind und Karriere" auf, behandeln das Bild der Physikerinnen in den Medien und befassen sich unter anderem mit geschlechtergerechten Physik-Unterricht. In dieses Themengebiet fällt auch die öffentliche Podiumsdiskussion "Karriereleiter - jede Sprosse eine andere Stadt", an der Physikerinnen aus Forschung und Industrie teilnehmen. Die Veranstaltung im Hörsaalzentrum der TU (Hörsaal H02) beginnt am Freitag, 16. 11., um 17:00 Uhr.

Der vielleicht prominentesten Dresdner Absolventin, Maria Reiche, ist am Freitagnachmittag ein eigener Vortrag gewidmet. Mit einem Staatsexamen in Mathematik, Physik, Geographie, Philosophie sowie Pädagogik in der Tasche wanderte sie 1931 nach Südamerika aus. Jahre später wurde Maria Reiche durch die Entdeckung der Scharrbilder in der peruanischen Nazca-Wüste weltberühmt. Eleonore Trefftz berichtet außerdem von ihrer ganz persönlichen Geschichte: sie ist die erste Frau, die an der TU Dresden in Physik promovierte. Ihre Doktorprüfung legte sie im Oktober 1945 ab.

Die Physikerinnentagung setzt ein Zeichen, um die Existenz der Physikerinnen im allgemeinen Bewusstsein zu verankern, denn von der Öffentlichkeit werden selbst herausragende Naturwissenschaftlerinnen kaum wahrgenommen. Zu sehr gilt die Physik als Männerdomäne. Dabei leisten Frauen entscheidende Beiträge zur Physik, wie etwa die Wanderausstellung "Von der Antike zur Neuzeit - der verleugnete Anteil der Frauen in der Physik" vor Augen führt. Während der Tagung sind die Exponate im Hörsaalzentrum der TU zu sehen.

Anlässlich der Tagung findet ein Pressegespräch statt, zu dem Journalisten herzlich eingeladen sind. Der Termin:

Donnerstag, 15. November, um 14:00 Uhr
TU Dresden
Willers-Bau (Raum C207)
Zellescher Weg 12-14
01069 Dresden

Weiterführende Weblinks:

Das Tagungsprogramm im Internet:
www.physikerinnentagung.de

Arbeitskreis Chancengleichheit der DPG:
www.dpg-fachgremien.de

Herausragende Physikerinnen des 20. Jahrhunderts:
www.physics.ucla.edu

Ansprechpartner:
Dr. Hanna M. Brodowksy
Tel.: 0174/933 76 34
E-Mail:

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de