17.03.2000

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Wegbereiter der Physik organischer Kristalle: Otto-Hahn-Preis für Stuttgarter Forscher

Prof. Dr. Hans Christoph Wolf (70), Emeritus der Universität Stuttgart, erhält in diesem Jahr den Otto-Hahn-Preis für Physik und Chemie. Mit dieser Auszeichnung würdigen die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) seine herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet organischer Kristalle. Solche Materialien könnten den Weg zu einer neuartigen, molekularen Elektronik mit verkleinerten Bauelementen weisen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Mark dotiert und wird im Wechsel an Physiker und Chemiker vergeben. Die Preisverleihung findet am 22. März in Dresden statt, im Rahmen der 64. Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

Der Experimentalphysiker Hans Christoph Wolf ist ein Pionier auf dem Gebiet organischer Festkörper. Wolfs langfristige und konsequente Grundlagenforschung zur Präparation sowie zur elektronischen Struktur organischer Molekülkristalle legte den Grundstein für technische Entwicklungen in der "molekularen Elektronik" - ein zukunftsweisendes Gebiet, in dem Physik und Chemie eng zusammenarbeiten. Noch ist die molekulare Elektronik eine Vision: Der Traum, aus Molekülen logische Elemente und Schaltungen zur Informationsverarbeitung aufzubauen. Aussichtsreiche Entwicklungen gibt es jedoch bereits bei der Herstellung von Flachbildschirmen. Durch die Verwendung organischer Leuchtdioden scheinen sogar Anzeigen möglich, die sich zusammenrollen lassen. Wolfs Forschungsergebnisse haben auch für diese technische Entwicklung wesentliche Grundlagen geschaffen.

Aus der Schule von Hans Christoph Wolf ist eine Reihe bekannter Wissenschaftler hervorgegangen, die heute an Universitäten und in der Industrie führende Positionen einnehmen. Ferner hat er, über die mit Hermann Haken verfassten Lehrbücher, auch jenseits seines Fachgebiet einer jungen Generation von Physikerinnen und Physikern auf den Weg geholfen.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 62.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de