"Wenn man das Physikstudium wirklich schaffen möchte, dann schafft man das in der Regel auch.“

Raja Hoffmann ist jDPG-Bundesvorstandsmitglied für Hochschule und Gesellschaft und studiert Physik in Jena.

Rückblickend: Wie war dein erstes Studienjahr und dein erstes Jahr in der jDPG?

Anstrengend, aber ich glaube, dass viele Physikstudierende am Anfang feststellen, dass das erste Jahr eigentlich mit das Härteste ist und es danach langsam bergaufgeht.. Ich habe zum Abitur den Abiturpreis der DPG bekommen und das, um ehrlich zu sein, erstmal ignoriert. Ich war Mitglied, habe das Physikjournal bekommen, wusste aber nicht wirklich was damit anzufangen, da es inhaltlich doch etwas über dem ersten Semester liegt. Schließlich bin ich knapp ein Jahr später durch eine Freundin zur jDPG gekommen. Sie hat mich zu einem der Meetings der jDPG-Regionalgruppe in Jena eingeladen. Damals noch per Zoom. Und ich erinnere mich noch an das Meeting. Es ging eine Stunde und ich war total fertig und hatte Kopfschmerzen, ich bin auch nur hingegangen, weil ich es ihr versprochen hatte. Irgendwie hat es mich dann trotzdem gecatcht und dann bin ich immer wieder zu den Meetings gegangen, weil ich das, was die Gruppe in Jena macht, sehr cool fand. Relativ kurz bevor meine kostenlose Mitgliedschaft geendet hat, bin ich in die Regionalgruppe  reingerutscht und habe dadurch entschieden: „Okay, ich möchte eigentlich auch in der DPG bleiben.“  Ab da war es für mich oft nützlich in der jDPG integriert zu sein, weil man Leute aus ganz unterschiedlichen Semestern kennenlernt. Man profitiert natürlich, wenn man Leute fragen kann: „Ich habe hier dieses Problem, was mache ich da?“

Was sind denn deine Tipps an Erstsemester?

Genügend Schlaf. Das ist der erste Punkt den ganz viele Menschen, auch ich, am Anfang falsch gemacht haben. Man kommt aus der Schule, kennt nur das Schulsystem und wird in den Uni-Alltag geschmissen. Dann ist man voll überfordert, weil es gerade am Anfang viel zu viele Aufgaben sind. Ich würde sagen, die Arbeitsbelastung in meinem  ersten Semester war deutlich höher als in späteren Semestern. Deswegen ist es superwichtig, dass man auf die eigene körperliche und mentale Gesundheit achtet. Das heißt, dass man auch im schlimmsten Fall ein Stückzurückdreht. Aber um ehrlich zu sein, was mir am meisten geholfen hat, war einfach nicht aufzugeben. Das Studium ist für jede Person, die ich getroffen habe, schaffbar. Aber ich kenne sehr viele Personen, die für sich entschieden haben, dass es sie nicht genug interessiert, um unter dem Stress weiterzumachen. Das Physikstudium abzubrechen ist auch wirklich vollkommen legitim. Aber, wenn man es wirklich schaffen möchte, dann schafft man das in der Regel auch. Um gut durch das Studium zu kommen, kann ich nur empfehlen, dass man mit anderen Studis zusammenarbeitet und -rechnet.. Das Physikstudium, ist etwas, dass man sehr schwer allein schafft.

 Wie ist die jDPG denn regional als auch bundesweit im Bereich Hochschule aktiv?

Die jDPG ist in Hochschulen aktiv, weil es genau ihre Zielgruppe sind. In vielen Hochschulen gibt es Regionalgruppen. Das sind Gruppen von Studierenden, die verschiedene Veranstaltungen für andere Studierende organisieren und die jDPG an ihrer Hochschule stark machen. Was das für Veranstaltungen sind, ist nicht so einfach allgemein zu sagen, je nach Regionalgruppe sind es ganz unterschiedliche Veranstaltungen und Aktionen, die gemacht werden.Es gibt ein großes Spektrum von Veranstaltungen: Laborführungen, kleinere Veranstaltungen wie Stammtische und Meet Your Prof und groß Veranstaltungen wie ein Schlag den Prof, oder das Triphysikalische Turnier Regional gibt es super viele Projekte, die man nicht alle aufzählen kann und das macht die jDPG an den unterschiedlichen Hochschulen so besonders: Weil jede Regionalgruppe durch die Leute, die aktuell Mitglieder sind, anders ist und zusammen die Ideen entstehen. Auf der anderen Seite gibt es auch viele bundesweite Veranstaltungen.Dabei spielt die Vernetzung zwischen den Studierenden der verschiedenen Hochschulen eine große Rolle. Das passiert z.B. bei Vernetzungstreffen oder der Sommerexkursion, bei denen sich Mitglieder der jDPG aus ganz Deutschland treffen.

Als Bundesvorstandsmitglied für Hochschule und Gesellschaft fährt man auch auf die ZaPF oder hat mit den KomGrem zu tun. Was verbirgt sich dahinter?

Die ZaPF ist die „Zusammenkunft aller Physikfachschaften“ und ist ein Treffen der verschiedenen Fachschaftsräte. Meistens sind es circa. 150 Personen aus unterschiedlichsten Fachschaften, die sich für drei bis fünf Tage treffen. Die ersten Tage gibt es verschiedene Arbeitskreise in denen aktuelle Themen für Physikstudierende bei unterschiedlichen Workshops und Diskussionsrunden besprochen werden. Am Ende der Zapf, gibt es ein Plenum, in dem bestimmte Beschlüsse gefasst werden. Die ZaPF fungiert als Sprachrohr für die Physikfachschaften deutschlandweit. Dabei hat sie verschiedene Möglichkeiten ihre Meinungen zu vertreten: In Positionspapieren gibt die ZaPF ihre Meinung kund, während Resolutionen an bestimmte Adressat:innen verschickt werden. Diese Meinungsäußerungen der ZaPF können wirkung zeigen, gerade wenn es Themen betrifft, die Physikstudierende betrifft, dabei sind aktuelle Themen der ZaPF z.B. das Deutschlandticket, BaföG oder die Bearbeitungszeit von Abschlussarbeiten. Das Kommunikationsgremium, KomGrem, ist das Bindeglied zwischen jDPG und Zapf. Die jDPG und Zapf sind beides Vereinigungen für junge Physiker:innen, mit unterschiedlicheen, aber auch teilweise mit den gleichen Personen. Um trotzdem eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen, gibt es das KomGrem. Dieses sorgt vor allem für einen Austausch von Wissen und vermittelt zwischen beiden Vereinigungen insbesondere bei Themen, die beide betreffen.

Welche Rolle kann die jDPG in der Gesellschaft einnehmen?

Die jDPG ist die Vertretung der jungen Physiker:innen in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft,und damit können wir gerade auf unsere Mitglieder durch verschiedene Veranstaltungen Einfluss haben. Diese Studierenden werden irgendwann in verschiedenste Berufe gehen  und so gewisse Teile der Gesellschaft prägen werden, wie zum Beispiel angehende Leher:innen, die irgendwan Schüler:innen unterrichten werden und deren Verständnis der Welt prägen werden. Wir können Ideen, Gedanken und Wissen vermitteln. Gerade in der jDPG war in den letzten Jahre Mental Health,Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung häufig diskutierte Themen, die ja auch im Alltag des Physikstudiums relevant sind, aber ebenso in der Gesamtgesellschaft.

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Zur Person: Raja Hoffmann ist jDPG-Bundesvorstandsmitglied für Hochschule und Gesellschaft und studiert Physik in Jena.

 

 

 

 

 

 


Das Interview führte Maël Averdung

Dieses Interview wurde im Oktober 2025 als Teil der Reihe "jDPG erleben!" im Physik Journal veröffentlicht.