"Die Lehramtsstudierenden würde ich gerne besser vernetzen."

Max Tuchtenhagen studiert Mathematik und Physik auf Lehramt für Gymnasien

Du studierst Physik auf Lehramt in Braunschweig. Wie kann man sich in das Studium da vorstellen?

Ich studiere Physik und Mathematik für’s Gymnasium. An der TU Braunschweig kann man dann noch wählen zwischen Erst und Zweitfach. Bei mir ist Physik mein Erstfach und Mathematik mein Zweitfach. Im Master wechselt das dann, sodass sich die Fächer dann ausgeglichen haben. Das Studium unterteilt sich in verschiedene Anteile. Man hat einmal den fachlichen Anteil an Physik und Mathematik und dann noch Bildungswissenschaften, wo wir dann über die Didaktik reden. Ansonsten ist das Studium relativ anstrengend und zeitintensiv da wir Schulpraktika in der vorlesungsfreien Zeit haben - parallel zu Prüfungen. Das kostet auch viel Zeit. Außerdem schein mir das Studium grundsätzlich auch etwas veraltet. Es wurde nicht sonderlich viel geändert in den letzten Jahren, was auch ein bisschen Schade ist, weil es natürlich neue Entwicklungen gibt. Manchmal ist es etwas in Klausuren frustrierend, da es um Inhalte geht, die man als Lehramtsstudent erstmal nicht wirklich benötigt. Es ist auf jeden Fall machbar. Aber man muss sich sehr viel anstrengend und lernt dabei nicht unbedingt Inhalte, die man dann später auch in Beruf braucht.

Letztendlich habe ich mich für das Studium entschieden, weil es mich schon immer begeistert hat in der Schule mein Freunden die Sachen zu erklären - gerade in der Physik und in der Mathematik das waren immer meine Leidenschaften. Außerdem kommt man in der heutigen Welt im Alltag immer auf Physik und Mathematik trifft.

Was würdest du dir denn als Lehramtsstudenten in der Physik noch mehr wünschen, was dir helfen würde?

Da fällt mir aktuell ein: Fehlendes Vorwissen in Physikvorlesungen. Da wir nicht genau dasselbe Studium haben, wie die Bachelor [of Science] Physiker und dort Veranstaltungen fehlen, wie physikalische Rechenmethoden. Auf dieses Wissen wird dann aber oft verwiesen und dieses auch vorausgesetzt. Die Vorkenntnisse fehlen, obwohl man im regulären Studienplan studiert. Da würde ich mir wünschen für alle Lehramtsstudenten, dass es entweder eigene Veranstaltungen gibt oder die Veranstaltungen besser aufeinander angepasst sind. Dies dürfte aber schwierig sein bei der geringen Anzahl an Studierenden. Außerdem könnte das Studium – gerade in der Didaktik – nochmal modernisiert werden und mit aktuellen Inhalten füllen und gerade nochmal vermehrt auf den Bereich Bildungswissenschaften ein Augenmerk gelegt werden sollte. Dort gibt es z.B. auch Vorlesungen zu Themen für den Kindergarten, die jetzt erstmal nicht für mich wichtig sind. Und ich würde mir einfach wünschen, dass es auf uns wirklich zugeschnitten ist und das, was wir wirklich brauchen, uns auch gelehrt wird. So ist es leider derzeit nicht.

Was macht denn einen guten Physikunterricht aus?

Als ersten Punkt fällt mir ein, dass er fachlich bzw. physikalisch oder mathematisch korrekt sein muss. Das hat für mich eigentlich die oberste Priorität, dass der Lehrer oder die Lehrerin wirklich auch von dem, was sie lehrt, überzeugt ist, dass es richtig ist. Und dass sie letztendlich auch davon selber begeistert ist. Da man so die Begeisterung auch am besten an die Schülerinnen und Schüler vermitteln kann. Auch sollten die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themengebieten aufgezeigt werden, zum Beispiel durch Bezüge zum alltäglichen Leben der Schüler:innen. Dies zeigt ihnen direkt, wo die erlernte Physik Anwendung findet.

Du bist auch passend zu deinem Studium, jetzt jDPG-BuVo für Schule, Lehramt und Nachwuchs geworden. Was planst du dafür, das nächste Jahr?

Laut Statistik gibt es gut 50 Lehramtsstudenten in der jDPG, die würde ich erst mal gern finden und auch besser vernetzen. Da hatte ich jetzt so konkret an ein Wochenende gedacht, eine Art Lehramtswochenende, wo man dann verschiedene Seminare bzw. Workshops machen könnte und sich untereinander austauschen kann. Von meinem Vorgänger habe ich das Projekt Klimaaktiv übernommen, was sich auch von Seiten der jDPG in Schulen engagiert. Zudem würde ich auch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Schule in der jDPG gerne verstärken und ein Konzept für Regionalgruppen ausarbeiten, was Projekte an Schule erleichtern soll.

Letztes Jahr war das Lehramtsstudium auch ein sehr großes Thema in der DPG. Wie ist denn darauf dein Blick, was du damit bekommen hast?

Ich finde es gut, dass die DPG sich als größte physikalische Gesellschaft dafür einsetzt, dass das Lehramtsstudium beziehungsweise Lehrer:innen und Schule allgemein im Mittelpunkt stehen. Ich denke, die Forderungen, die die DPG aufgestellt hat, beziehungsweise die Erkenntnisse der Studie, die sie durchgeführt haben, sind auch auf jeden Fall sehr gut. Aber es sind natürlich alles nur Worte in dem Sinne. Es sind Forderungen und in der Realität im Studium, bei uns muss es letztendlich erstmal ankommen. In der Praxis ändert sich momentan noch nichts. Man wird da also anknüpfen müssen.

Was begeistert dich am Lehrerstudium?

Am Beruf des Lehrers begeistert mich vor allem, dass man die Möglichkeit hat, die nachfolgenden Generationen positiv zu prägen. Am Lehramtstudium selber fällt es mir persönlich immer ein bisschen schwierig zu sagen, was einem da am meisten begeistert, weil es sehr viele verschiedene Sachen letztendlich vereint. Konkret würde ich aber auf jeden Fall sagen, dass es auch der Austausch mit den Physik- und Mathematikstudenten ist bzw. mich in anderen Lehramtsständen aus anderen Fachrichtungen und dass man letztendlich in dem Studium quasi auch gleichberechtigt beziehungsweise in gleichen Veranstaltungen mit den Physikern sitzt, sich mit denen gut austauschen kann und andere spannenden Lebenswege erfährt.

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   Zur Person: Max Tuchtenhagen studiert Mathematik und Physik auf           Lehramt für Gymnasien in Braunschweig. Außerdem ist er in der                    Amtszeit 2024/25 Bundesvorstandsmitglied für Schule, Lehramt und          Nachwuchs.

 

 

 

 

 

 


Das Interview führte Maël Averdung.

Dieses Interview wurde im Februar 2025 als Teil der Reihe "jDPG erleben!" im Physik Journal veröffentlicht.