Alice de Sampaio Kalkuhl auf der DPG-Schülertagung 2017. (c) DPG / Wolba 2017

Als jDPG-Mitglied in der Corona-Forschung

Alice de Sampaio Kalkuhl forscht aktuell als Epidemiologie-Studentin an COVID-19. Nebenher engagiert sie sich in der jungen DPG oder taucht in Fantasy- und SciFi-Welten ein.

Alice, du hast zu Schulzeiten am Physik-Probestudium der Uni Duisburg Essen teilgenommen. Wieso hast du dich nach dem Abi gegen ein Physikstudium entschieden?

Ich wollte eigentlich Biophysik studieren, habe dafür leider das falsche Abitur und den falschen Bachelor gemacht. Ich hatte mich damals nicht getraut Physik LK zu nehmen, weil ich das einzige Mädchen gewesen wäre. Heutzutage hätte ich das auf jeden Fall anders gemacht. Ich bereue jedoch nicht, dass ich letztendlich nach England gegangen bin, um Genetik zu studieren. Mittlerweile studiere ich Epidemiologie in Belgien. Die epidemiologische Forschung betrachtet Krankheitserreger oft unter der mathematischen Lupe. Das macht das Fach für mich interessant.

Weshalb bleibst du der jungen DPG treu und engagierst dich in unserer Vereinigung?

Die jDPG war für mich immer eine Möglichkeit mit Physikinteressierten in Kontakt zu bleiben und mehr über Physik zu lernen. Ich denke nicht, dass ich in nächster Zeit das Interesse an Physik verlieren werde und demnach werde ich auch in der jDPG bleiben.

Welche Erfahrungen hast du auf den Schülertagungen gesammelt? Wie hat sich das Format aus deiner Sicht entwickelt?

Die Schülertagungen werden jedes Jahr besser, ohne dabei den Kerngedanken zu verlieren. Ich war jetzt schon bei vier Schülertagungen (Leipzig, Berlin, und zwei mal Bad Honnef) und es war jedes Mal sehr interessant zu sehen, mit wie vielen verschiedene Aspekten der Physik sich Schüler beschäftigen. Außerdem habe ich so viele nette Menschen kennen gelernt und es ist echt toll mit wie vielen ich noch in Kontakt bleiben konnte.

Was ist das schönste an deiner Aufgabe als jDPG-Pressebeauftragte?

Definitiv die Kommunikation mit den Autoren der Veranstaltungsberichte für das Physik Journal. Es ist immer wieder schön mit Leuten über ihre Artikel und ihre Erfahrungen in der jDPG zu reden.

Wieso faszinieren dich Lassafieber und andere exotische Krankheiten, die du sonst gerne erforschst?

Das Faszinierende an hämorrhagischen Fiebern ist für mich wie sie sich ausbreiten. Ich lese gerne mathematische Modelle zu Krankheitsausbreitungen und es gibt gerade für hämorrhagische Fieber sehr viele interessante Ansätze. Außerdem interessiert mich die molekulare Biophysik von Viren. Ich muss nur noch die Mathematik für solche Modelle lernen. Dann ist da natürlich auch, dass viele hämorrhagische Fieber wie zum Beispiel das Marburg-Virus ursprünglich in Fledermäusen vorkommen. Fledermausforschung hat mir schon immer Spaß gemach!

Wie fühlt es sich an, jetzt im Studium COVID-19 zu erforschen?

Es ist schon sehr viel Stress. Ich forsche normalerweise nicht an Lungenkrankheiten, also gibt mir das COVID-19 Projekt an dem wir für die Uni arbeiten müssen sehr viel Dinge, die ich einfach noch nicht gelernt habe. Dann ist da natürlich auch der Druck, dass diese Forschung Menschen in der nahen Zukunft helfen könnte und das ist dann ein ganz anderer Druck. Ich habe im Genetikstudium für meinen Bachelor an Ökotoxikologie und Epigenetik geforscht. Da sind die Ergebnisse zwar auch nützlich für die Gesellschaft, aber dieser Nutzen ist langfristig und wirkt deshalb weniger Druck aus.

Du gehörst selbst zur Risikogruppe. Was gibt dir Zuversicht, dass wir diese Krise überstehen?

Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Die Frage ist nur wie gut wir alles überstehen und das hängt natürlich davon ab, ob wir alle angemessen reagieren.

Reisen sind in unserer Welt gerade nur eingeschränkt möglich. Den Reisen in fremde Welten mithilfe von Romanen sind jedoch keine Grenzen gesetzt. Kommst du bei all den COVID-19 Papern überhaupt noch zum Schmökern?

Ich würde auf jeden Fall empfehlen in dieser Zeit das eine Buch zu lesen, dass ihr schon immer lesen wolltet, aber für dass es einfach keine Zeit gab. Für mich ist das "The Beach" von Alex Garland.

Du hast selbst schon mehrere Romane veröffentlicht. Inwiefern inspiriert dich die Physik beim Schreiben?

Die Physik inspiriert mich sehr. Ich habe es sehr häufig, dass mir eine Idee kommt während ich ein Paper lese. Das war zum Beispiel der Fall für mein erstes Buch, das ich gerade für eine zweite Edition bearbeite. Ich lese gerne Science Fiction und meine Lieblings-Science-Fiction-Bücher waren immer diejenigen, die auf Wissenschaft (besonders Physik und Genetik) und Philosophie beruhen.

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Interview: David Ohse