Jahresbericht 1993

Berichtszeitraum: 1. April 1993 bis 31. März 1994

Präsident

Die DPG kann wieder auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Daß die Tätigkeiten unserer Gesellschaft von den Physikern positiv bewertet werden, zeigt sich in der weiter wachsenden Zahl unserer Mitglieder, die inzwischen 26.000 überschritten hat. Besonders erfreulich ist der Beitritt einer großen Zahl von jungen Physikern, was uns aber auch veranlassen sollte, uns noch mehr um die Belange des Nachwuchses zu kümmern.

In der gegenwärtig wirtschaftlich so schwierigen Situation besteht die Gefahr, daß die Belange der Wissenschaft in der Öffentlichkeit in den Hintergrund gedrängt werden. Die DPG fühlte sich daher verpflichtet, ihre Stimme zu erheben und den Stellenwert der physikalischen Forschung den Politikern und einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Dazu wurde eine hochrangige Kommission unter dem Vorsitz des Präsidenten der DPG eingesetzt, der die Aufgabe gestellt wurde, ein Memorandum "Die Zukunft braucht Physik -Bedeutung und Perspektiven physikalischer Forschung" zu erstellen. Ein Entwurf wurde dem Vorstandsrat auf seiner Herbstsitzung vorgelegt und unter Berücksichtigung der dabei gemachten Verbesserungsvorschläge wurde der endgültige Text in der Sitzung des VR am 16. März 1994 in Hamburg verabschiedet. Neben allgemeinen Ausführungen wurden in 12 Thesen konkrete Vorschlage gemacht, die zur Erhaltung des hohen Standards der physikalischen Forschung in Deutschland unerlässlich sind. Die Denkschrift wurde inzwischen Vertretern des Forschungs- und Technologie-Ausschusses des Bundestages, dem Forschungsminister Krüger und der Wissenschaftspressekonferenz vorgelegt und erläutert. Es wurde allgemein begri.int, daß die DPG sich zu den aktuellen Problemen geadert hat und es ist zu hoffen, daß die Denkschrift zu konkreten Verbesserungen beitragen wird.

In diesem Jahr konnten die Physikalischen Blatter, die im Leben der DPG eine außerordentliche Rolle spielen, ihr 50jahriges Bestehen feiern, wozu ihnen von allen Seiten gratuliert und den Redakteuren für ihr weiteres Wirken viel Erfolg gewünscht wurde. - Um die so wichtigen Beziehungen mit den Medien zu verbessern wurde am Tag der Physik im November eine von Herm Prof. K. Urban mit großem Erfolg geleitete Diskussion mit Vertretern von Fernsehen und Parteien veranstaltet, über die bereits berichtet wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik an Herrn Bublath verliehen.

Die Aktivitäten der Fachverbände stellten auch im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt im Programm der DPG dar. Der Besuch von Tagungen, Seminaren und Workshops erfreut sich eines zunehmenden Interesses, wobei für die Teilnahme insbesondere von jungen Physikern und von Kollegen aus osteuropäischen Ländern die Unterstützung der Heraeus-Stiftung von größter Bedeutung ist.

Erfreuliche Fortschritte wurden bei der Renovierung des Magnus-Hauses in Berlin gemacht. Es ist vorgesehen, daß dieses historische Kleinod ab Herbst 1994 genutzt werden kann. Inzwischen konnten auch das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat etabliert werden und diese auf hohem Niveau besetzten Gremien haben ihre ersten Sitzungen abgehalten. Herr Prof. Mayer-Kuckuk, dank dessen unermüdlichen Einsatzes diese Erfolge erzielt werden konnten, wurde vom VR zum ehrenamtlichen wissenschaftlichen Leiter des Magnushauses bestellt. Für die von der DPG nicht benutzten Räume wurden angesehene Mieter gefunden.

Die DPG hat ihre internationalen Kontakte weiter ausgebaut. So wurden Kooperationsverträge mit den tschechischen und slowakischen Partnergesellschaften unterzeichnet und ein weiterer Vertrag ist mit der Japanischen Physikalischen Gesellschaft inzwischen auch unterzeichnet. Als größter physikalischen Gesellschaft in Europa fiel der DPG eine wichtige Rolle bei der Umorganisation der Europäischen Physikalischen Gesellschaft zu. Ihre Mitarbeit und Zustimmung war entscheidend dafür, daß in Zukunft alle Mitglieder der nationalen Gesellschaften sich an den Aktivitäten der Divisionen der EPS beteiligen können, daß eine neue Satzung, die vor allem die Geschäfte des Council neu regelt, und eine verbesserte Beitragsregelung eingeführt werden konnten.

In der Geschäftsstelle müßten einige organisatorische und personelle Änderungen durchgeführt werden, die vor allem dadurch notwendig wurden, daß die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte ihre Geschäftsstelle in das Physikzentrum verlegt hat und daß zwischen den Geschäftsstellen eine Zusammenarbeit vereinbart wurde. Herr Dr. Heinicke, der die Geschäfte der DPG während vieler Jahre erfolgreich geführt hat, wofür wir ihm großen Dank schulden, übernimmt das Sekretariat des Magnushauses. Ein neuer Geschäftsführer soll in Kürze eingestellt werden. Den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, die mit enormem Engagement, ja Begeisterung, die Hauptarbeit bei der Verwaltung der DPG bewältigen, schulden wir ein besonderes "Dankeschön".

Zum 31. Marz scheidet Herr Professor H. C. Wolf turnusgemäß aus dem Vorstand aus. Er hat sich insbesondere um die Neugestaltung des Preiswesens sehr verdient gemacht und ihm gebührt großer Dank. Sein Amt übernimmt Herr Professor G. Berg, Halle. Herr Dr. Schott scheidet vorzeitig aus dem Vorstand aus, da er eine neue Aufgabe in Washington übernommen hat. Als langjähriger Schatzmeister hat er sich für die Belange der DPG außerordentlich eingesetzt, wozu wir ihm zu Dank verpflichtet sind. Als sein Nachfolger wurde Herr Dr. Jens-Egon Mosch, DFG, gewählt. Für den Bereich "Berufsfragen und wissenschaftlicher Nachwuchs", der durch die Wahl von Herrn Professor Danielmeyer zum Präsidenten vakant wurde, wählte der Vorstandsrat Herrn Professor Hans Sixl. Meinem Nachfolger als Präsident wünsche ich viel Erfolg und Befriedigung bei der Ausübung seines Amtes.

Prof. Dr. H. Schopper
Präsident

 

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