Jahresbericht 1989

Berichtszeitraum: 1. April 1989 bis 31. März 1990

Präsident

Auch im Berichtsjahr 1989 setzte sich der schon in den Vorjahren zu beobachtende kräftige Aufwärtstrend der DPG fort. Die Steigerungsrate des Mitgliederzuwachses nahm sogar noch weiter zu. Während am Jahresende 1988 etwa 14 500 Mitglieder gezählt werden konnten, so waren es Ende 1989 schon fast 16 O(Xl! Wie in den Vorjahren wurde auch dieser Zuwachs vorwiegend durch den Beitritt vieler jüngerer Mitglieder nachdrücklich bestimmt. Wir sind sicher, daß diese Entwicklung weitgehend der gesteigerten Attraktivität der Aktivitäten der DPG - gerade auch für Berufsanfänger - zuzuordnen ist. Durch vielfache Vergünstigungen und unterstützende Maßnahmen bietet die DPG ihr Programm den jüngeren Mitgliedern zu sehr attraktiven Konditionen an. Der große Zuspruch und die bereitwillige Annahme dieser Maßnahmen ermuntern uns zu weiteren Schritten in dieser Richtung. Dabei sind die großzügigen Zuwendungen der Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und Else Heraeus-Stiftung eine sehr willkommene und dankenswerte Hilfe.

Wie schon Tradition, so war auch diesmal die Festsitzung der Physikertagung in Bonn am 15. März 1989 einer der Höhepunkte im Veranstaltungsspektrum der Gesellschaft. Den teilnehmenden Physikerinnen und Physikern wird diese Konferenz nicht nur durch ihr reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm, sondern auch durch die Anwesenheit des Bundespräsidenten, Herrn Dr. Richard von Weizsäcker, in besonderer Erinnerung bleiben. Die Physik in Deutschland hat nach wie vor ein hohes Niveau - natürlich mit regionalen und fachlichen Schwankungen - insgesamt aber Weltspitzenformat! Viele Institute und Forschungsgruppen haben mit ihren Arbeiten Aufsehen erregt und führende Positionen errungen. Die große Zahl von Einladungen zu Gastprofessuren, Forschungsaufenthalten, Hauptvorträgen, Arbeitsgemeinschaften u. v. a. m. an deutsche Wissenschaftler legt hierfür beredtes Zeugnis ab.

Erfreulicherweise gab es auch 1989 hoch geschätzte Auszeichnungen für deutsche Physiker, nicht zuletzt auch den Nobelpreis für Physik. Herrn Prof. Dr. Wolfgang Paul, Universität Bonn, wurde diese Ehrung zu einem Viertel zuerkannt, zwar für Arbeiten älteren Datums, die aber gerade heute bei uns die Grundlage für neuere aufsehenerregende Ergebnisse bilden. Hierüber wurde in den Physikalischen Blättern wiederholt ausführlich berichtet.

Der "Tag der DPG", der alljährlich im November im Physikzentrum in Bad Honnef stattfindet, war auch im Berichtsjahr gut besucht. Über die verschiedenen Veranstaltungen ist im Heft 3/ 1990 der Phys. BI. nachzulesen. Bei den fälligen Wahlen wurden für die Amtsperiode April 1990 bis März 1992 vom Vorstandsrat neue Vorstandsmitglieder gewählt. Für das Ressort Wissenschaftliche Programme und Preise: Prof. Dr. H. C. Wolf, Universität Stuttgart, für das Ressort Berufsfragen und Wissenschaftlicher Nachwuchs: Prof. Dr. H. G. Danielmeyer, Siemens AG München, und für das Ressort Informationswesen und Presse: Prof. Dr. I. Peschel, Freie Universität Berlin (Wiederwahl). Als neuer wissenschaftlicher Direktor des Physikzentrums Bad Honnef wurde Herr Prof. Dr. M. G. Huber, Universität Bonn, bestellt. Er löst in dieser Funktion Herrn Prof. Dr. T. Mayer- Kuckuk, ebenfalls Universität Bonn, ab, der am I. April 1990 das Amt des Präsidenten der DPG übernimmt. Am 1. September 1989 vollzog sich eine Änderung in der Geschäftsführung. Herr. Dr. Wolfgang Heinicke, der seit dem I. Mai 1985 auf eigenen Wunsch beurlaubt war, trat wieder voll in die Dienste der DPG und übernahm das Amt des Hauptgeschäftsführers, das er schon von 1972 bis 1985 ausübte. Herr Dr. Rainer Poerschke, der von 1985 bis 1989 als Hauptgeschäftsführer der DPG bestellt war, wechselte in die Geschäftsführung der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Im Jahre 1989 erlebten wir den Beginn großer Veränderungen in Mittel- und Osteuropa. Als sich Anfang November die innerdeutsche Grenze öffnete, reagierte die DPG rasch mit Sofortmaßnahmen. So wurden u. a. Vergünstigungen und Erleichterungen für Aus-/Übersiedler und für Besucher aus der DDR eingerichtet, um ihnen die Teilnahme an den Aktivitäten der DPG zu ermöglichen und sie hierbei zu unterstützen (vgl. Phys. BI. 45 (1989) Nr. 12, S. 483). Inzwischen sind diese Maßnahmen mit großem Erfolg angenommen worden und erfreuen sich regen Zuspruchs. Die Zusammenarbeit mit anderen Physikalischen Gesellschaften in Europa wird durch mehrere bilaterale Partnerschafts- und Doppelmitgliedsschaftsabkommen gefördert. Zudem unterstützt die DPG auch die Aktivitäten der European Physical Society (EPS) durch vielfältige Mitarbeit, durch tatkräftige Unterstützung und durch die Ausrichtung gemeinsamer Veranstaltungen (vgl. u. a. Phys. BI. 45 (1989) Nr. 10, S. 415). Dabei sei nachdrücklich hervorgehoben, daß die EPS in den schwierigen Jahren des "Kalten Krieges" eine - wenn auch schmale – Brücke zu unseren Kollegen im anderen Teil Deutschlands und in Osteuropa bildete und stets aufrecht erhielt. Hierfür sollten wir dankbar sein! Die gegenwärtige Struktur der DPG, ihr Programm und ihre vielfältigen Aktivitäten sind weiter ausbaufähig. Ich bin sicher, daß die verantwortlichen Gremien in den kommenden Jahren weitere Verbesserungen und Ergänzungen zum Nutzen unserer Mitglieder einrichten werden.

Prof. Dr. O. G. Folberth
Präsident

 

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