Jahresbericht 1986
Berichtszeitraum: 1. April 1986 bis 31. März 1987
Präsident

Ich möchte an dieser Stelle den Mitgliedern unserer Geschäftsstelle - Herrn Poerschke, Frau Wüsthoff, Frau Abt und Frau Schulze - für ihren Einsatz danken, der vor allem in den Monaten zwischen Dezember und März, wenn es um die Vorbereitung der Frühjahrstagungen geht, weit über das normale Maß hinausgeht.
Beim Physikzentrum Bad Honnef (PBH), dessen 10-jähriges Bestehen am Tag der DPG gefeiert wurde, konnte 1986 die organisatorische Neuordnung nach der Übernahme der Trägerschaft durch die DPG abgeschlossen werden. Zum Vorsitzenden des Kuratoriums wurde Herr Ministerialdirektor a. D. Dr. Freiherr von Medern gewählt; sein Stellvertreter wurde Herr Methfessel. Herr Mayer-Kuckuk wurde auf Vorschlag der Universität Bonn vom Präsidenten zum Wissenschaftlichen Leiter bestellt, Herr Hajdu wurde zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats gewählt. Die Tagesgeschäfte liegen weiterhin in den Händen des bewährten wissenschaftlichen Sekretärs, Herrn J. Debrus. Vor allem ihm ist es zusammen mit der Wirtschaftsleitung zu danken, daß das Haus als Tagungsstätte weiterhin beliebt und ausgelastet ist: 1986 wurden 68 zum Teil mehrtägige Seminare mit insgesamt ca. 2500 Teilnehmern durchgeführt. Mittelpunkt des Tages der DPG war am 13. November 1986 die traditionelle Diskussionsveranstaltung, die dem Thema "Großforschung" gewidmet war, und in der Herr Schopper, Generaldirektor von CERN, über "Hochenergiephysik in Europa", Herr Furrer als Wissenschaftsastronaut über .„Materialforschung im Weltraum" und Herr Syrbe, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, über "Informationstechnik" sprachen (vgl. Phys. BI. 43 (1987) Nr. 3, S. 61 ff). Die lebhafte Diskussion, an der neben den Mitgliedern des Vorstandsrates zahlreiche prominente Teilnehmer aus der Großforschung und dem BMFT teilnahmen, dauerte bis in die tiefe Nacht, für einen harten Kern von Unentwegten sogar bis zum Frühstück am nächsten Morgen.
"Materialforschung im Weltraum" war auch Gegenstand eines eintägigen Seminars, das zwei Wochen vor dem Tag der DPG veranstaltet wurde, und bei dem Experimentatoren der D-1 Mission vor sachverständigen Diskussionspartnern aus dem Arbeitskreis Festkörperphysik und Vertretern des BMFT über ihre Versuchsergebnisse vortrugen (vgl. Phys. BI. 42 (1986) Nr. 12, S. 415). Am Ende des Tages herrschte Einigkeit darüber, daß die hier begonnene, kritisch geführte Diskussion interessant und nützlich war und in Zukunft fortgesetzt werden sollte. Zu den Auswirkungen dieser Veranstaltung gehört auch, daß im BMFT inzwischen organisatorische Konsequenzen hinsichtlich der Vorbereitung der D-2-Mission gezogen wurden.
Der Arbeitskreis Energie (AKE) befaßte sich 1986 erneut mit dem Treibhauseffekt in der Atmosphäre, der durch das Kohlendioxid und verschiedene Spurengase bedingt ist. Ziel dieser Aktivitäten, an denen sich auch führende Vertreter der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft beteiligten, ist eine Aktualisierung des vielbeachteten letztjährigen Aufrufes zum Klimaproblem. Mit Genugtuung kann in diesem Zusammenhang vermerkt werden, daß der Bundesminister für Forschung und Technologie inzwischen erste Maßnahmen zur Eindämmung des Problems angekündigt hat. Als weiteres wichtiges Thema stand eine Analyse des Reaktorunfalls von Tschernobyl auf dem Programm des AKE.
Der Unfall von Tschernobyl war auch Anlaß, die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft Strahlenwirkung und -schutz neu zu beleben; in dieser Arbeitsgemeinschaft werden künftig neben der Deutschen Gesellschaft für Biophysik und der DPG auch die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik und der deutschschweizerische Fachverband für Strahlenschutz mitarbeiten. Dabei geht es einerseits um eine Koordinierung der Verbandsaktivitäten, andererseits um eine wirksamere Vertretung der Belange dieses Gebietes gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Die Bedeutung der internationalen Kooperation in der Forschung hat in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen, und die Zusammenarbeit der Physiker über die Grenzen hinweg vor allem in Westeuropa und Nordamerika längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Die DPG unterstützt diese Entwicklung auf mannigfache Weise, so z. B. durch
- die aktive Beteiligung an gemeinsamen internationalen Tagungen,
- die Verleihung des deutsch-englischen Max-Born-Preises und des deutsch-französischen Gentner-Kastler-Preises,
- ihre Mitwirkung in der EPS, über die Herr Treusch ausführlich berichten wird.
Eine wachsende Rolle spielt auch die Zusammenarbeit mit Ländern Osteuropas und des Fernen Ostens sowie den Entwicklungsländern. An dieser Stelle ist das Abkommen zwischen DPG und der Polnischen Physikalischen Gesellschaft zur Erleichterung von Tagungsbesuchen durch junge Wissenschaftler zu erwähnen, das am 1. April 1987 in Kraft trat.
Daß Herr Folberth auf dem .,Tag der DPG" 1986 vom Vorstandsrat zum Designierten Präsidenten der DPG gewählt wurde, wissen Sie bereits aus den Physikalischen Blättern und Presse. Otto Gert Folberth ist als Direktor und Leiter des Bereiches Wissenschaft der IBM Deutschland in Stuttgart tätig und der DPG seit langem durch zahlreiche Aktivitäten verbunden. Er wird das Amt des Präsidenten am 1. April 1988 antreten. Über diese Wahl ist der Vorstand ebenso froh wie über Wiederwahl von Herrn Dieter Drechsel, dessen erste Amtszeit als Vorstandsmitglied im Mai 1987 ausläuft.
Am Ende meines ersten Amtsjahres möchte ich vielen Kollegen, vor allem aber den Mitgliedern des Vorstandes für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung danken. Mein besonderer Dank gilt noch einmal den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und nicht zuletzt auch meinem persönlichen Referenten, Herrn Rieger.
Prof. Dr. J. Trümper
Präsident