Rudolf Lehn

"Ich erfuhr an kaum einem Ort außerhalb des Schulalltags so umfangreiche und freundschaftliche Unterstützung wie im Physikzentrum Bad Honnef. Der Gedankenaustausch mit Experten aus Hochschulen und der Industrie war stets von Wertschätzung geprägt."

Rudolf Lehn (Pensionär, ehemaliger SFZ-Geschäftsführer und DPG-Vorstand für Schulangelegenheiten, DPG-Mitglied seit 1996) war Lehrer am Störck-Gymnasium Bad Saulgau. Er initiiert eine schulübergreifende Physik-AG, die vom Oberschulamt Tübingen genehmigt wird. In der AG beschäftigen sich junge Physik-Interessierte mit den Aufgabenstellungen der internationalen Physik-Olympiade. Später nimmt die AG auch am International Young Phycisists‘ Tournament teil und organisiert das bundesweite German Young Phycisists‘ Tournament. Aus der AG entsteht das Schülerforschungszentrums Südwürttemberg, welches in den Folgejahren weitere Standorte in Südwürttemberg eröffnet. Bis zu seiner Pensionierung 2014 ist Lehn Geschäftsführer. Während dieser Zeit setzt er sich fortwährend für Schulangelegenheiten ein und ist viele Jahre in der DPG aktiv.

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Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?

Physikzentrum Bad Honnef: Veranstaltungen an diesem Ort begleiteten mich viele Jahre meines Lehrerlebens. Ich erfuhr an kaum einem Ort außerhalb des Schulalltags so umfangreiche und freundschaftliche Unterstützung wie im Physikzentrum Bad Honnef. Der Gedankenaustausch mit Experten aus Hochschulen und der Industrie war stets von Wertschätzung geprägt.

 

Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

Es mag sonderbar scheinen, aber auch fünf Jahre im Ruhestand lassen mich nicht loskommen von meiner MINT-Förderung. Ich habe das große Glück, dass meine Frau als ehemalige Grundschullehrerin mit Begeisterung ebenfalls zusammen mit Kindern und Jugendlichen an MINT-Projekten arbeitet. Zusammen genießen wir auch unser zu Hause, schöne Theaterbesuche und freuen uns immer auf unsere Besuche bei unseren Kindern und Enkelkindern in Australien.

 

Welchen Bezug haben Sie zur DPG?

Meine Zeit als Physik- und Mathematiklehrer war auch stets geprägt von außerschulischen Problemstellungen. Dabei traten immer wieder Fragestellungen auf, welche fachliche Unterstützung aus dem Hochschulbereich benötigten. In diesem Zusammenhang entwickelten sich zahlreiche Kontakte zu Expertinnen und Experten aus den Hochschulen und somit lernte ich auch bald die DPG kennen. Die DPG war für mich in den ersten Jahren als Physiklehrer nicht wirklich präsent. Dies änderte sich grundlegend durch meine zahlreichen freundschaftlichen Kontakte in die Hochschulen.

 

Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?

Aus Sicht eines Schullehrers schätze ich besonders wertvoll die DPG-Lehrerfortbildungen sowie die Förderprogramme für Lehrerfortbildungen sowie für Schülerinnen und Schüler. Diese Förderprogramme machen es möglich, den Physikunterricht an unseren Schulen mit Projekten und Unterrichtsmaterialien zu unterstützen.

 

Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

Das Physikstudium, die Forschungstätigkeit wie auch die Berufswelt verleiht Physikerinnen und Physikern analytische Fähigkeiten, mit denen sie verschiedene Alltagsprobleme wie auch Entwicklungen in unserer Gesellschaft kritisch betrachten und interpretieren können. Es ist zu wünschen, dass Physikerinnen und Physiker in Politik, Wirtschaft und im Alltag mitwirken. Für komplexe Fragestellungen sollte stets die Unterstützung durch die DPG erfolgen.

 

Woran arbeiten Sie heute?

Im Schülerforschungszentrum entwickle ich mit Schülern ein Messverfahren, mit dem die Dicke dünner, dielektrischer Schichten im Nanometerbereich sowie deren Brechungsindex vermessen werden können.

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Im Rahmen des IYPT und GYPT wurde mir deutlich, dass wir eine schulische Spitzenförderung im MINT-Bereich brauchen. Die DPG hat dem mit der Entwicklung von GYPT-Zentren in ganz Deutschland Rechnung getragen. Die Landesregierung Baden-Württemberg hat die Zeichen der Zeit ebenfalls erkannt und wird nun in Bad Saulgau ein landesweites MINT-Exzellenzgymnasium errichten, das enge Verbindungen zu den Hochschulen und der Wirtschaft haben wird. Das SFZ wird seine langjährigen Erfahrungen beisteuern. Naturgemäß wird das MINT-Exzellenzgymnasium ein Zentrum der Schulentwicklung und Lehrerqualifizierung im MINT-Bereich sein. Das MINT-Exzellenzgymnasium ist ein Oberstufengymnasium mit einem Klassenteiler von 16. Die Hochschulen werden sich mit Ringvorlesungen, die noch durch MOOC (Massive Open Online Course) ergänzt werden, am Unterricht beteiligen. Die Bildung im MINT-Exzellenzgymnasium soll Schülerinnen und Schüler ansprechen, die optimistisch, mit Tatendrang ("we have a dream"), Leistungsbereitschaft und mit beiden Beinen im Leben sind.

Das MINT-Exzellenzgymnasium ist vor allem auch ein Ort für herausragende Lehrerinnen und Lehrer. Die Lehrerakquirierung kann nicht wie an normalen Gymnasien erfolgen und sie muss auch bundesweit ausgerichtet sein. Spannend für junge Naturwissenschaftler wird sicher das Personalsystem im MINT-Exzellenzgymnasium sein. Ich stelle mir vor, dass Stellen der Form Juniorprofessor eingerichtet werden, welche besonders für herausragende Postdocs interessant sind. Das MINT-Exzellenzgymnasium kann auch ein attraktiver Ort für qualifizierte Quereinsteiger sein, da sie hier auch eine exzellente Mentorentätigkeit erfahren. Für angehende Fachdidaktiker stellt das MINT-Exzellenzgymnasium eine ideale Ausbildungsstätte dar.