Reinhold Ewald

"Die DPG sollte sich im Verbund mit Organisationen weltweit der Erosion der Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnis entgegenstellen."

Reinhold Ewald (Universität Stuttgart, früher ESA und DLR, DPG-Mitglied seit 1983) beendet im Jahr 1983 sein Physikstudium an der Universität zu Köln und promoviert 1986. Seit 1990 ist er im Astronautenteam des DLR und nimmt 1997 an der Mission Mir‘97 teil. Ab 1999 leitet er für die ESA Missionen zur ISS. Seit 2015 ist er Nachfolger von D-1 Astronaut Prof. Ernst Messerschmid im Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart.

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Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?

Neben den Veranstaltungen im Physikzentrum Bad Honnef :-) sind es die Nobelpreisträgertreffen in Lindau; da habe ich als Diplomand noch 1982 Paul Dirac zuhören können. Auch heute noch, als Alumni, beeindruckt mich Inhalt und Format des Treffens.

 

Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

Ich habe viel Science Fiction gelesen und da waren nicht nur technische Utopien dabei, sondern auch Dystopien. Ich möchte daher Optimismus verbreiten und Menschen in ihren positiven Ansätzen stärken. Viel Zeit verwende ich auf unsere Astronautenorganisation, in der wir durch den Blick aus dem Weltraum zum Schutz der Erde aufrufen. Klassische Musik geht bei mir immer, da freue ich mich auf das Beethovenjahr.

 

Welchen Bezug haben Sie zur DPG?

Eingetreten bin ich bei einem Seminar im Physikzentrum Bad Honnef. Die Physikalischen  Blätter, heute Physik Journal, habe ich stets zumindest überflogen, speziell die Verteilung von Physikern in den Berufen. Zu einem Ehrenamt habe ich es wegen vieler Auslandsaufenthalte nicht gebracht.

 

Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?

Die DPG sollte sich im Verbund mit Organisationen weltweit der Erosion der Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnis entgegenstellen. Klimaleugner und Energienostalgiker sollten nicht den öffentlichen Diskurs bestimmen. „Ihr seid lauter, aber wir haben Recht.“.

 

Welches war die letzte DPG-Veranstaltung, an der Sie teilgenommen haben?

Zum Tag der DPG 2019 durfte ich den Hauptvortrag zum Thema „Wie geschaffen fürs All" halten, in dem ich die aktuellen und zukünftigen Weltraummissionen mit Astronauten an Bord vorstellte.

 

Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

Physikerinnen und Physiker im Beruf sind weitgestreut und können gesellschaftlich - im Kleinen, wie im Bundeskanzleramt beispielhaft - an einer rationalen Entscheidungsfindung mitwirken.

 

Welche Fragestellungen der Physik begeistert Sie heute am meisten?

Zum Einen begeistert mich die Universalität „unserer“ Physik: das wurde zuletzt durch den Nachweis von Gravitationswellen aus fernem Raum und Zeit klar. Zum Anderen finde ich die Frage nach Ursprung und Verbreitung von Leben im All faszinierend. Daher müssen wir zum Mars und noch weiter hinaus schauen.

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Wissenschaft ist mehr als Berufsausbildung. Wissenschaft bringt Urteilsvermögen und Skepsis in eine Welt voll von Fake News und absolut gesetzten Meinungen.

 

 

Bild: Mark Ehlers