Karin Zach

"Es war faszinierend, mit wieviel Wissen, tollen Ideen und Enthusiasmus, aber gleichzeitig klaren Vorstellungen zu ihrer zukünftigen Arbeit die jungen Leute antraten, um ihren Weg in der Wissenschaft zu gehen. Sie waren hervorragende Beispiele für diejenigen in unserem Fach, die in der Lage sind, andere zu begeistern und mit Ideen zu füttern - hervorragende Beispiele für diejenigen, die wir an unseren Hochschulen brauchen."

Karin Zach (DPG-Mitglied seit 1990) war bis vor kurzem Leiterin der Fachgruppe Physik und Mathematik in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Damit hatte wohl niemand einen besseren Einblick in das, was in Deutschland in der Physik geforscht wurde. Als Physikerin mit DDR-Vergangenheit war sie zunächst an einer Universität tätig, später im Forschungsmanagement. Aktuell leitet sie für die deutsche Seite das von der DFG und der National Natural Science Foundation of China gemeinsam betriebenen Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung mit Sitz in Beijing. Durch ihre Tätigkeiten hatte sie nicht nur Zugang zu vielfältigen wissenschaftlichen Inhalten. Für sie stand immer die spannende Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten im Mittelpunkt.

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Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?

Vielleicht nicht der schönste, für mich aber der emotionalste Konferenzort ist Regensburg. Im März 1990 konnten wir Physiker aus der DDR dank großzügiger Förderung durch die Heraeus-Stiftung erstmalig an einer Frühjahrstagung der DPG teilnehmen. Anreise im PKW mit vier Personen und, da wir noch keine D-Mark hatten, drei Kanistern mit 60 l Benzin. Zum ersten Mal Teil der großen Physikfamilie sein zu können, das bleibt in Erinnerung.

 

Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?

Raus aus alten Denkmustern und hin zu einem gesellschaftlichen Selbstverständnis, dass Naturwissenschaften und damit auch die Physik für alle ein ganz normaler Teil unseres Alltags sind. Ob wir das bis 2045 schaffen?

 

Warum sollten sich PhysikerInnen verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

Was man in der Physik neben den konkreten fachlichen Zusammenhängen lernt, ist analytisches Denken und pragmatisches, lösungsorientiertes Herangehen. Und das ist etwas, was ich mir in der Gesellschaft an vielen Stellen stärker wünschen würde. Ich selbst profitiere enorm davon in meiner jetzigen Tätigkeit – ich habe Anfang 2019 für die deutsche Seite die Leitung des von der DFG und der National Natural Science Foundation of China gemeinsam betriebenen Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung mit Sitz in Beijing übernommen. Und jeder, der die politischen Entwicklungen ein wenig verfolgt, kann sich vorstellen, dass der Umgang mit den Rahmenbedingungen in China nicht unbedingt einfach ist. Andererseits ist China sowohl politisch als auch wissenschaftlich ein hochinteressantes Land, an dem man einfach nicht vorbeikommt, trotz unterschiedlicher Denkweisen und Wertevorstellungen. Wir müssen sachlich mit den Herausforderungen umgehen, Chancen und Risiken in der Zusammenarbeit abwägen und Wege finden, die Dinge zu tun, von denen beide Seiten einen Nutzen haben.

 

Welche Fragestellungen der Physik begeistert Sie heute am meisten?

Hier ein ganz kleines Stückchen zurück zu meiner Tätigkeit in der Fachgruppe Physik und Mathematik, wobei es mir nicht um die Fragestellung sondern um die Menschen geht. Ins Emmy-Noether-Panel Physik, eine Runde gewählter Fachkollegienmitglieder, wurden Kandidaten und Kandidatinnen für eine Förderung im Emmy-Noether-Programm zu Vortrag und Diskussion eingeladen. Es war faszinierend, mit wieviel Wissen, tollen Ideen und Enthusiasmus, aber gleichzeitig klaren Vorstellungen zu ihrer zukünftigen Arbeit die jungen Leute antraten, um ihren Weg in der Wissenschaft zu gehen. Das waren hervorragende Beispiele für diejenigen in unserem Fach, die in der Lage sind, andere zu begeistern und mit Ideen zu füttern - für diejenigen, die wir an unseren Hochschulen brauchen.

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Nur wenn Arbeit Spaß macht, macht man sie gut! Überlegt Euch genau, wo sind Eure Stärken, was liegt Euch am meisten? Physik ist so breit und bietet unendlich viele Möglichkeiten – wählt bewusst aus und nutzt sie!