Hans Joachim Schellnhuber

"Physik ist wie Wandern in einer atemberaubenden Phantasiewelt, die jedoch von der strengstmöglichen Gesetzgebung geregelt wird."

Hans Joachim Schellnhuber ist ein Klimaforscher mit den Arbeitsschwerpunkten Klimafolgenforschung und Erdsystemanalyse. Er gehört zu den renommiertesten Klimaexperten. Bis September 2018 war er Direktor des 1992 von ihm gegründeten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das unter seiner Leitung zu einem der weltweit angesehensten Institute im Bereich der Klimaforschung wurde. Von 2009 bis 2016 war er zudem Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Als einer der Ersten forderte Schellnhuber nachhaltige Lösungen des Klimaproblems und prägte die internationale politische Diskussion hierzu entscheidend. Unter anderem brachte er das Konzept der Kippelemente in die Klimaforschung ein und forderte zeitnahe politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Maßnahmen zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels, vor allem durch die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energiequellen.

 

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Welches ist der schönste Konferenz-Ort, den Sie kennen?

Die Casina Pio IV in den Vatikanischen Gärten, also der Sitz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, der ich seit 2015 angehöre. Etwas makaber: Im großen Sitzungssaal fand 1633 die Befragung Galileis durch die Inquisition statt.

 

Welches war die letzte DPG-Veranstaltung, an der Sie teilgenommen haben?

Ich hielt die Max-von-Laue-Vorlesung zum Thema Klimawandel bei der DPG-Frühjahrstagung in Rostock am 14. März 2019.

 

Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?

Die Physik – und die DPG – sollten sich stärker mit der einzigartigen Fähigkeit, die Dynamik komplexer Systeme zu verstehen und vorherzusagen, in den gesellschaftlichen Diskurs über nachhaltiges Leben und Wirtschaften einbringen. Insbesondere hoffe ich, dass man zur Klimakrise endlich bessere Lösungen als den Ladenhüter Kernenergie vorschlägt.

 

Mit welchem Thema beschäftigte sich Ihre Abschlussarbeit?

Meine Diplomarbeit untersuchte die Wechselwirkung von Spinwellen im Heisenberg-Modell des Ferromagnetismus. Ich war damals unzufrieden, weil ich das Problem analytisch nur auf lineares Gleichungssystem reduzieren konnte. Heute würde ich angesichts der trivialen numerischen Lösbarkeit über diesen Erfolg jubeln.

 

Physik ist wie...

... Wandern in einer atemberaubenden Phantasiewelt, die jedoch von der strengstmöglichen Gesetzgebung geregelt wird.

 

Bild: © PIK/Karkow, 2020