Claus Ropers

"Wir sollten alle noch mehr tun, um Schülerinnen und Schüler mit unserer Begeisterung für die Naturwissenschaften anzustecken."

Claus Ropers (DPG-Mitglied seit 2002) ist heute Direktor am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und war zuvor Professor der Universität Göttingen, mit einem Forschungsschwerpunkt zwischen Festkörperphysik und ultraschneller Optik sowie Nanooptik. Spätestens seit seiner Diplom-Arbeit ging er – meist in einem hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld in Göttingen, Berkeley und Berlin – selbstbestimmt seine eigenen Wege und konnte immer sein Umfeld für neue Themen begeistern. So schrieb er einige seiner wichtigsten Veröffentlichungen als Juniorprofessor mit nur begrenzten Ressourcen, aber einem extrem motivierten Team aus ganz jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Diese Arbeiten führten neben weiteren Auszeichnungen zum Walter-Schottky-Preis der DPG, dem Klung-Wilhelmy-Wissenschafts-Preis und einem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG. Claus Ropers ist auch außerhalb des Labors experimentierfreudig, wie ein (nicht ganz unerfolgreicher) Auftritt bei „Wer wird Millionär?“ belegt.

 

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Wenn ich nicht Physiker geworden wäre...

…dann würde mir wahrscheinlich einiges fehlen. Ich wusste schon früh, dass ich die Physik zum Beruf machen wollte. Einzige Alternative wäre für mich vielleicht Obstbauer im Alten Land an der Niederelbe, wie viele meiner Verwandten und Vorfahren. Dabei ist man mehr an der frischen Luft!

 

Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

Meine Frau und ich haben drei Töchter, da kommt also keine Langeweile auf. Ansonsten verbringe ich klare Abende häufig mit der Astrophotographie. Dagegen wurde meine Begeisterung für den Hamburger SV in den letzten Jahren auf eine harte Probe gestellt, aber ich bleibe ihm weiter treu und hoffe auf die Wende…

 

Welchen Bezug haben Sie zur DPG?

Mit der DPG verbinde ich meine ersten Erfahrungen mit wissenschaftlichem Austausch, z. B. als Diplomand auf der Frühjahrstagung. Der Anblick einer randvollen Postersitzung, bei der sich alle die Köpfe heiß diskutierten…das werde ich nie vergessen. Später wurde mir auf der Frühjahrstagung in Regensburg der Walter Schottky-Preis in Anwesenheit meiner ganzen Arbeitsgruppe und meiner Eltern verliehen, was wirklich sehr schön war. Heute darf ich selbst über dessen Vergabe mitentscheiden.

Nebenbei: Die Preise der DPG sind extrem wichtig für die Nachwuchsförderung und zur Kommunikation unserer Forschungsthemen in die Öffentlichkeit!

 

Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?

Menschen – auch Physikinteressierte – sind soziale Wesen, die sich gemeinsame Ziele suchen und den Austausch brauchen. Und die Physik wird auch in 25 oder 100 Jahren noch spannend sein. Ich mache mir also keine Sorgen um die Zukunft der DPG!

 

Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?

Ich möchte der Physik eigentlich keine Agenda zuweisen. Natürlich sollte sie mit belastbaren Fakten und technologischen Lösungen zur Bewältigung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme beitragen. Sie muss sich aber trotzdem frei entfalten dürfen, um neue fundamentale Erkenntnisse zu gewinnen, ohne den Zwang zur direkten Anwendung.

 

Warum sollten sich PhysikerInnen verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

In den vergangenen Jahren habe ich unheimlich viele begabte, engagierte und kreative junge Leute in der Physik kennengelernt. Es wäre doch wunderbar, wenn andere Bereiche der Gesellschaft noch mehr von diesen Talenten profitieren könnten!

 

Woran arbeiten Sie heute?

Meine Arbeitsgruppe entwickelt neue experimentelle Techniken, mit denen wir dynamische Prozesse auf der Nanoskala abbilden können. Der größte Teil meines Teams beschäftigt sich mit ultraschneller Mikroskopie und Beugung mittels kurzer Elektronenpulse. Mit diesen neuen Methoden versuchen wir, das Nichtgleichgewichtsverhalten und die Wechselwirkungen von Elektronen, Schwingungen des Kristallgitters und Spins räumlich und zeitlich aufzulösen.

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Sucht Euch Orte, an denen Ihr Euch wissenschaftlich entfalten könnt, eigene Ideen wertgeschätzt werden und man auch einmal einen (oder auch mehrere) Fehler machen darf.

 

Physik ist wie...

…ein brillantes Uhrwerk, auf das man sich zu 100% verlassen kann.
…ein riesiger Spielplatz, auf dem es einem nie langweilig wird.
…ein Lieblingsverein, der immer Champions League spielt und nie absteigen wird.

 

Was ich schon immer sagen wollte...

Wir sollten alle (und da schließe ich mich ein) noch mehr tun, um Schülerinnen und Schüler mit unserer Begeisterung für die Naturwissenschaften anzustecken.

 

Bild: © Privat